Die Zeit der Salier

Skizze der Burg Wolkenburg
Burg Wolkenburg Skizze

Die Zeit der Herrscher aus der Familie der Salier war bewegt, vor allem zwischen Heinrich IV. und Heinrich V. und den Reichsfürsten gab es immer wieder Krieg. Auch der Kölner Erzbischof war darin verwickelt. Zur Sicherung der Südgrenze des Kölner Erzbistums ließ er Burg Wolkenburg und Burg Rolandseck erbauen.

Leider ist nichts von Burg Wolkenburg erhalten geblieben. Wenn Sie den Saliern in unserer Region „nachspüren“ möchten, dann besuchen Sie doch einmal die romanischen Kirchen in Köln aus jener Zeit, etwa St. Georg oder St. Maria im Kapitol, in deren Krypta auch Steine vom Drachenfels verbaut wurden. 

Köln wird Krönungsort

Als 1024 der letzte Herrscher aus der Ottonen-Dynastie, Heinrich II., ohne Erben verstarb, wählten die Großen des Reiches den Salier Konrad II. zum König. Am 8. September 1024 wurde er im Mainzer Dom von Erzbischof Aribo gekrönt. Doch der Erzbischof weigerte sich, auch Konrads Gattin Gisela zu krönen. Nun schlug die Stunde des Kölner Erzbischofs Pilgrim (1021-1036), dessen Erzbistum bisher etwas im Schatten des Mainzers gestanden hatte. Am 21. September 1024 krönt er Gisela in Köln.

Damit begründete er die enge Anbindung des Erzbistums an das salische Königshaus und sicherte Köln das Krönungsrecht. Ostern 1028 krönte Pilgrim dann den Thronfolger Heinrich III. 1031 wurde er zum Erzkanzler für Italien ernannt, und dieses Amt bliebt fortan mit dem Kölner Erzbischofsstuhl verbunden.

Heinrich III. (1039-1056)

Heinrich III. sicherte dem Reich die Lehnsherrschaft über Böhmen, Polen und Ungarn. Im Inneren erließ er einen Landfrieden.

Zur Zeit der Salier sahen die meisten Menschen im König den Stellvertreter Christi auf Erden. Unter Heinrich III. erlebte das Reichskirchensystem seinen Höhepunkt: er setzte Bischöfe und Äbte ein, ja sogar den Papst! Dem Geschachere um das Papstamt machte er ein Ende, räumte auf mit Päpsten und Gegenpäpsten und ließ einen Cluniazenser als Clemens II. zum Papst wählen. Als erste Amtshandlung krönte der Heinrich und seine Frau zu Kaiser und Kaiserin. Ihm folgen drei weitere von Heinrich eingesetzte deutsche Päpste.

Cluny – die Reformbewegung

Dabei war Heinrich tief religiös, er unterstützte die kirchliche Reformbewegung und sprach sich gegen Simonie und für das Zölibat aus. Durch seine zweite Ehefrau Agnes von Poitou hatte er Kontakt zu den Mönchen im burgundischen Cluny, den Trägern einer radikalen Reformbewegung. Sie forderten eine Besinnung auf die wahren Aufgaben der Kirche, ja sogar Weltabkehr, und lebten selbst nach ganz strengen Regeln. Heinrich mochte dies entgegen gekommen sein. Es heißt, dass sein Beiname „Der Schwarze Heinrich“ seinen Charakter gut beschreibt, galt er doch als düster, unnahbar und asketisch – ein Mann, der bei seiner eigenen Hochzeit die Spielleute wegschickte!

Doch die radikale Abkehr von der Welt ging vielen Gläubigen zu weit – sie wollten Gott auch in der Welt dienen. Vor allem aber forderte Cluny die absolute Unabhängigkeit der Kirche von jeder weltlichen Gewalt. Übersah oder unterschätzte Heinrich III. die Gefahr für sein Königtum?

Der Machtmensch: Erzbischof Anno II.

Nach dem Tod Heinrichs III. 1056 übernahm seine Witwe Agnes von Poitou die Regentschaft für ihren kleinen Sohn Heinrich IV. Schon bald verschwörten sich die Fürsten gegen sie, an ihrer Spitze Erzbischof Anno II. von Köln. Im „Staatsstreich von Kaiserwerth“ 1062 entführten sie Heinrich. Anno übernahm die Regentschaft, und für die nächsten Jahre war er der starke Mann im Staat. .

Man muss sich an dieser Stelle vom heutigen Bild eines Erzbischofs verabschieden. Ein mittelalterlicher Kölner Erzbischof war nicht nur ein hoher Geistlicher, sondern auch ein weltlicher Herrscher, ein einflussreicher Politiker und oft genug ein Machtmensch. Es liegt auf der Hand, dass es immer wieder zu Konflikten kam, sowohl zwischen den Regionalfürsten untereinander als auch zwischen Krone und Fürsten. Wo sich ein Machtvakuum auftat, stießen entschlossene, oft sogar gewaltbereite Fürsten und Bischöfe hinein. Das gilt besonders für Erzbischof Anno II.

In unserer Region beschwörte das den Konflikt mit der anderen Regionalmacht herauf, den Ezzonen; es kam zum offenen Krieg gegen Pfalzgraf Heinrich „dem Wütenden“. Anno setzte sich durch, nun war das Erzbistum in der gesamten Region vorherrschend. Kurz darauf gründete Anno die Abtei auf dem Michaelsberg in Siegburg, von der wiederum die Propstei Oberpleis gegründet wurde. In Siegburg liegt er auch begraben, 1183 wurde er heilig gesprochen.

Romanik

Die Zeit der Salier verbindet man mit den großen Kaiserdomen in Speyer, Worms und Mainz. Doch auch in Köln wurde gebaut. 1040-1065 entstand unter Äbtissin Ida die romanische Kirche St. Maria im Kapitol, deren Kleeblattchor (Drei-Konchen-Chor oder Trikonchos) bald zum Vorbild für andere Kirchen in Köln und der Region wurde. In der Zeit des Kirchenschismas vereinte sie Elemente der westlichen und östlichen Baukunst! Äbtissin Ida muss eine sehr tatkräftige und mutige Frau gewesen sein. Erzbischof Anno II. war auch ein großer Bauherr. In Köln entstand in den Jahren 1050-1067 die romanische Kirche St. Georg, eine Säulenbasilika, die trotz aller späteren Veränderungen noch den salischen Bau erkennen lässt.

Investiturstreit

Am 29. März 1065 wurde Heinrich IV. für volljährig erklärt und trat die Herrschaft an. Seine lange Regierungszeit, ja sein ganzes Leben sind von Konflikten geprägt.

Mit Gregor VII. wurde 1073 ein radikaler Reformer Papst. Politisch ging er noch weiter und forderte, dass der Kaiser sich dem Papst beugte. Als Heinrich 1075 einen Bischof einsetzte, brach der Konflikt offen aus. Gregor drohte ihm den Bann an, daraufhin erklärte Heinrich den Papst für abgesetzt. So anmaßend das heute klingt – aus Heinrichs Sicht war es konsequent, denn sein Vater hatte Päpste eingesetzt! Er bestand auf einem Mitspracherecht des Königs bei der Papstwahl, und da er in diesem Fall nicht hatte ausüben können, war Gregor nach seinem Verständnis unrechtmäßig an die Macht gekommen. Für Gregor hingegen war dieses Mitspracherecht des Königs undenkbar. Heinrichs Anspruch, als Kaiser das christliche Europa zu führen und gar als Stellvertreter Christi über dem Papst zu stehen, musste er mit aller Macht abwehren. Konsequenterweise bezeichnete er Heinrich IV. nur als „deutschen König“.

Nun bannte der Papst den König. Das war ein noch nie dagewesener, ungeheurer Vorgang. Damit war Heinrich aus der Gemeinschaft der Gläubigen ausgeschlossen, und – im tiefgläubigen Mittelalter – aus der Gemeinschaft der anständigen Menschen. Auch politisch war der Bannspruch verheerend, denn einem gebannten Herrscher mussten seine Untertanen nicht folgen. Im Gegenteil, sie waren von allen Treuepflichten ihm gegenüber ausdrücklich befreit. Nun verbündeten sich die deutschen Fürsten gegen den König und drohten mit seiner Absetzung.

Der Bußgang nach Canossa

Heinrich erkannte, dass er als gebannter Mann keine Chance hatte. Doch nur der Papst konnte den Bann lösen, und so kam es 1077 zum berühmt gewordenen Gang nach Canossa. Im tiefsten Winter zog Heinrich mit seiner Ehefrau als Büßer nach Canossa in Italien, wo sich der Papst aufhielt. Drei Tage harrte er vor den Toren der Burg aus. Am 28. Januar schließlich hob Gregor VII. den Kirchenbann und die Exkommunikation auf. Damit hatte Heinrich kurzfristig wieder Handlungsfreiheit gewonnen. Zugleich hatte er eingeräumt, welche Macht der Bann, und damit der Papst, über den König hatte. Die Zeiten des sakralen Königtums wie noch unter Heinrich II. und Heinrich III. waren vorbei.

Die Hand „mit der er Heinrich Treue geschworen hatte“

Den Bann und die Exkommunikation Heinrichs hatte der Papst zurückgenommen, doch nicht die Absetzung als König. Vor allem blieb er ein erbitterter Feind. Daraufhin wählten die Fürsten einen Gegenkönig, Rudolf von Rheinfelden. Der Papst schlug sich auf Rudolfs Seite und bannte Heinrich erneut. Nach einem monatelangen Guerillakrieg, der Tausende das Leben kostete und das Land verwüstete, kam es 1080 zu einer offenen Schlacht. Rudolf schien zu siegen, da wurde ihm im Kampf die rechte Hand abgeschlagen (so besagt es die Legende), wenig später starb er. Das wurde als Gottesurteil aufgefasst, und noch einmal konnte Heinrich die Fürsten hinter sich bringen. Am 25. Juni 1080 setzte er erneut den Papst ab, und am selben Tag wurde Wibert von Ravenna als Papst Clemens III. zum Gegenpapst gewählt.

Nun zog Heinrich nach Italien, im März 1084 war er in Rom. Während Gregor in der Engelsburg festsaß, ließ sich Heinrich am 31. März von Clemens zum Kaiser krönen. In seiner Not hatte Gregor die Normannen unter Robert Guiscard zu Hilfe gerufen. Nun zog ein gewaltiges Herr, verstärkt mit Söldnern und Sarazenen, gegen Rom. Heinrichs Heer war stark geschwächt und zog ab. Die Normannen überfielen Rom.

„Deus le vult“ – der erste Kreuzzug

Seit langem waren die heiligen Stätten in der Hand der Araber. Dennoch konnten Pilger unbeschadet nach Jerusalem reisen. Das änderte sich, als Anfang des 12. Jahrhunderts die türkischen Seldschuken im byzantinischen Kleinasien einbrachen. In seiner Bedrängnis bat der byzantinische Kaiser Alexios I. Komnenos (1081-1118) um Waffenhilfe gegen die Seldschuken; er hoffte wohl auf eine Söldnertruppe, die seinem Befehl unterstellt würde. Papst Urban II. nahm sich der Sache an, gab ihr aber eine andere Wendung: 1095 in Clermont forderte er die französischen Ritter auf, nach Palästina zu ziehen und die heiligen Stätten der Christenheit zurückzuerobern.

Der Aufruf zum Kreuzzug führte einer ersten großen Welle von Judenverfolgungen im Rheinland. Erzbischof Hermann III. (EB 1089-99) konnte sie nicht so schützen, wie er es wollte.

Der Sohn gegen den Vater

Kaiser Heinrich IV. war ein sehr umstrittener Herrscher. Auch der neue Papst Urban II. hasste ihn und brachte nach und nach Heinrichs Familie auf seine Seite. „Sagte nicht Jesus selbst, man müsse Vater und Mutter hassen?“  sagte er zu Heinrichs Sohn, dem späteren Heinrich V.

Die beiden ältesten Söhne des Kaisers wandten sich gegen ihren Vater; der Thronfolger Heinrich V. wollte selbst an die Macht. Die Fürsten versprachen sich Vorteile von dem jungen König, also ermunterten sie ihn.

Heinrich zog in einen Bürgerkrieg gegen seinen Vater, konnte sich aber militärisch nicht durchsetzen. Er lud den Vater zu einem Reichstag nach Mainz, dort lockte er ihn in die Falle und ließ ihn einkerkern. Über Monate wurde der Vater festgehalten und behandelt wie ein Schwerverbrecher; man drohte ihm lebenslange Kerkerhaft an, wenn er nicht abdankte. Doch Heinrich IV. konnte entkommen. In Lüttich fand er Verbündete und konnte seinen Sohn besiegen. Auch Köln blieb kaisertreu, Heinrich V. belagerte es vergeblich. Am 7. August 1106 verstarbt Heinrich IV. Sterbend übersandte er seine Insignien und seinen Segen an seinen Sohn. Er liegt im Dom zu Speyer, an dem ihm so viel lag, begraben.

Als Heinrich V. (1106-1125) sicher auf seinem Thron saß, setzte er die Politik seines Vaters rigoros fort, der Investiturstreit ging weiter. Am 13. April 1111 traf Heinrich V. in Rom ein und forderte die Kaiserkrone. Als sie ihm verwehrt wurde, nahm er Papst Paschalis II. und viele seiner Kardinäle gefangen und erzwang neben seiner Krönung noch das Recht der Investitur. Doch gleich nach seiner Abreise widerrief die Kurie die Abmachungen und hetzte die Fürsten gegen ihn auf.

Damals im Siebengebirge

Im Siebengebirge besaß das Erzbistum Köln nun die Wolkenburg und den Drachenfels sowie die Ortschaften Königswinter und Ittenbach.

Burgen Wolkenburg und Rolandseck

Erzbischof Friedrich I. von Schwarzenburg (EB 1100-1131) geriet in den Machtkampf zwischen Heinrich IV. und seinem Sohn Heinrich V. Mehrfach wechselte er die Fronten.

Doch am Ende überwarf er sich mit Kaiser Heinrich V. Erzbischof und wurde Anführer der niederrheinischen Opposition gegen den Kaiser. In Zusammenarbeit mit den Kölnern besiegte er ihn in der Schlacht von Andernach 1114. Im weiteren Verlauf des Aufstands gingen dem Kaiser nicht nur die Rheinlande, sondern ganz Norddeutschland verloren.

Das ist der politischer Hintergrund, vor dem nun die ersten Burgen in unserer Region entstanden. Zur Sicherung der Südgrenze seines Gebiets errichtete der Erzbischof die Burgen Wolkenburg (vor 1118) und Rolandseck (1127-1131). Auf der Wolkenburg verstarb er am 25.10.1131. Leider ist von der Burg nichts erhalten geblieben, nur eine Skizze (oben), die uns ihr Aussehen erahnen lässt.

Endlich kam es im Wormer Konkordat 1122 zu einem Ausgleich zwischen Heinrich und dem amtierenden Papst Kalixt II. An der Abfassung des Wormser Konkordates war der Kölner Erzbischof als Ratgeber und Erzkanzler von Italien beteiligt. Damit war der Machtkampf zwischen Kaiser und Papst vorläufig beigelegt.

Am 23. Mai 1125 verstarb Heinrich V. ohne eheliche Kinder in Utrecht. Er liegt im Dom zu Speyer begraben. Mit ihm ging die Dynastie der Salier zu Ende.

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Erzbischof Friedrich I. von Schwarzenburg im Portal Rheinische Geschichte
Romanische Kirchen Köln

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