Franken und Alamannen

Wachturm
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Im dritten Beitrag geht es um die Feinde Roms, die germanischen Franken und Alamannen. Das römische Reich war in die Defensive geraten, und immer öfter wurden Truppen vom Rhein abgezogen. Um 250 berichteten römischen Quellen von Raubzügen der Franken in die Provinz Gallien.

Raubzüge der Franken und Alamannen

Die Franken waren ein junger Großverband, in dem verschiedene Germanenstämme entlang der Rheingrenze, die wir aus Caesars „Gallischem Krieg“ kennen, aufgegangen waren: die Usipeter, Tenkterer, Sugambrer, Brukturer u.a. Immer wieder brachen Franken und Alamannen zu großangelegten Raubzügen auf und drangen immer tiefer in das Dekumatland, nach Raetien und Gallien ein.

Immer öfter kamen die römischen Truppen zu spät; dafür fanden die fränkischen und alamannischen Kriegsherrn immer mehr Gefolgsleute. Für die römisch-germanischen Provinzen an Rhein und Donau waren diese Raubzüge verheerend. Das sieht man gut im Hinterland von Köln: Während die Stadt, gut geschützt durch ihre dicke Steinmauer, florierte, zogen immer mehr Menschen aus dem Umland fort, und bald waren ganze Dörfer verlassen. Als die Römer wieder einmal Truppen vom Rhein abziehen mussten, um im Osten gegen die Sassaniden zu kämpfen, war die Rheingrenze kaum geschützt.

256-258 fielen die Franken in die Provinz Germania Inferior ein. Mehrere Legionslager am Rhein wurden zerstört, Trier wurde erobert und nur Köln mit seiner steinernen Stadtmauer überstand den Überfall. Kaiser Gallienus (253-268) eroberte Trier zurück und verteidigte Gallia Belgica und Germania Superior; sein Statthalter in Germania Inferior, Postumus, konnte die Franken entscheidend schlagen.

Doch dann kam ein Katastrophenjahr für Rom. Gallienus‘ Vater und Mitkaiser hatte im Osten eine verheerende Niederlage gegen die Sassaniden erlitten und war gefangen genommen worden. Als die schlimme Nachricht nach Rom kam, brach ein Bürgerkrieg aus. Wieder wurden Truppen vom Rhein abgezogen, und sogleich überrannten Alemannen und Franken den Limes und drangen tief ins Römische Reich vor. Mit knapper Not konnte Kaiser Gallienus sie bei Mailand schlagen, doch die Folgen für Germania Superior waren verheerend.

Imperium Galliarum / Gallisches Sonderreich (260-274)

An der Rheingrenze konnte der Feldherr Postumus die Franken besiegen. Nach einem Streit mit dem Sohn des Kaisers um die Beute erhoben seine Truppen ihn zum Kaiser. Daraufhin sagten sich die drei gallischen und die beiden germanischen Provinzen, zeitweise auch Spanien und Britannien, von Rom los. Postumus‘ Hauptstadt wurde C.C.A.A./Köln. Auch die Bonner Legion I Minervia unterstützte ihn.

Es war es eine gute Zeit für Gallien und das Rheinland. Nicht aber für Kaiser Aurelian (270-275) in Rom, denn nach dem Verlust des Nahen Ostens und Ägyptens an den syrischen Stadtstaat Palmyra und des Westteils an das Gallische Sonderreich regierte er zunächst nur noch über ein Restreich. Nachdem er die Alemannen, Juthungen und Goten  besiegt und ein Jahr später auch Palmyra für Rom zurückerobert hatte, zog er gegen die abtrünningen Herrscher im Westen. In der Schlacht bei Châlons-sur-Marne 274 machte er dem Gallischen Sonderreich ein Ende. Doch unzählige Soldaten kamen dabei um, und so bleibt kaum jemand, der die Grenze verteidigen konnte.

Warlords überrennen das Land

Wenig später überrannten fränkische und alemannische Warlords das Land. Sie mordeten, plünderten und legten weite Regionen in Schutt und Asche. Auch Köln wurde geplündert. Nach 275 war das Hinterland von Köln menschenleer. Das Flottenkastell Köln-Alteburg wurde bei Angriffen der Franken 276 zerstört.

Brandschatzende Franken suchten nicht nur Bonn, sondern auch sein Umland heim, überall gingen Höfe in Flammen auf. In Bonn wurden die Wohngebiete in Schutt und Asche gelegt, doch das Legionslager der I Minervia hielt stand, und die verbliebene Zivilbevölkerung zog ins Lager.

Der Limes wird aufgegeben

Drei Jahre herrschte Anarchie, dann 278 konnte Kaiser Probus die Alemannen und Franken besiegen. Nun traf er eine weitreichende Entscheidung: Die Grenze des Römischen Reiches wurde an den Rhein und die Donau zurückgenommen, der Limes und das Dekumatland wurden aufgegeben. Zugleich machte Probus die besiegten Franken und Alemannen zu Föderaten Roms, d.h. zu Verbündeten, die auf römischen Gebiet oder unmittelbar an der Grenze siedeln dürfen, loyal zum Reich stehen und es gegen Eindringlinge verteidigen. Bis zur Mitte des nächsten Jahrhunderts herrschte Frieden.

Zum Weiterlesen
www.livius.org, Germania Inferior, Teil 10 (englisch).

Frühzeit und Römerzeit
Frühzeit | Germania Inferior | Bonner Legion I Minervia | Franken und Alamannen | Spätantike

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