Die Burgherrn im Hochmittelalter

Burg Löwenburg, Sayner Wappen, Burg Blankenberg
Burg Löwenburg, Sayner Wappen, Burg Blankenberg

Im Mittelpunkt des ersten Beitrags aus dem Hochmittelalter, stehen die Grafen von Sayn und die Grafen von Berg, später kommen die Burggrafen vom Drachenfels hinzu. Sie lebten im politischen Umfeld der Kölner Erzbischöfe, die damals mächtige geistliche wie weltliche Herren in Reich und Region waren.

Friedrich Barbarossa und die Kölner Erzbischöfe

Burg Drachenfels

Rheinland, um 1167. Im Bonner St. Cassius-Stift konnten die Leute um Propst Gerhard von Are zufrieden sein, ebenso die Kölner Erzbischöfe. Ihre neue Burg Drachenfels stand. Nun hatten die Kölner Erzbischöfe eine noch stärkere Präsenz am Südrand ihres Gebietes.  Seit über 30 Jahren standen schon Burg Wolkenburg ganz in der Nähe und drüben auf der linken Rheinseite Burg Rolandseck. Der Verwaltung der Burg oblag Dienstleuten, Ministerialen. Als Burgherren vom Siebengebirge im Hochmittelalter können wir sie nicht bezeichnen.

Erzbischof Philipp und der Petersberg

Ansonsten war es noch recht leer auf den Bergen im Siebengebirge. Vor Jahrzehnten hatten sich Augustinermönche auf dem Petersberg niedergelassen, doch inzwischen waren sie fortgezogen. Der Kölner Erzbischof Philipp von Heinsberg hatte sich alle Rechte an dem Berg gesichert, denn er wollte seinen Machtbereich sichern und ausdehnen.

Die Grafen von Sayn

Im Bonner Raum und an der Sieg hatten die Grafen von Sayn viel Einfluss gewonnen. Sie stammten aus dem Westerwald und in der frühen Regierungszeit Barbarossas hatte es einen heftigen Zusammenstoß zwischen der ersten Generation der Grafen von Sayn und dem Kölner Erzbischof gegeben. In der zweiten Generation hatten die Grafen es dann geschafft. Graf Heinrich II. von Sayn hatte Agnes von Saffenberg geheiratet, die Tochter einer bedeutende Familie am Niederrhein. Er bekam wichtige Bonner Vogteien übertragen und wurde nach dem Tod seines Schwiegervaters 1174 Kölner Domvogt. Noch war keine Rede von der Burg auf der Löwenburg im Siebengebirge, doch mit der Saffenberger Heirat kam auch auch das Löwenburger Land an die Familie.

Oberhalb der Sieg entstand ihre Burg Blankenberg. Das brachte ihnen freilich erheblichen Ärger mit der Benediktinerabtei auf dem Siegburger Michaelsberg und deren Vögten, den Grafen von Berg. Erzbischof Philipp von Heinsberg vermittelte; 1181 war Burg Blankenberg fertiggestellt.

Die Grafen von Berg

Die Berger waren eine mächtige Familie im Norden unserer Region. Sie hatten bereits zwei Kölner Erzbischöfe gestellt und strebten auch weiter dieses Amt an. In den 1160er Jahren hatten sie sich in eine rheinische und eine westfälische Linie, die von Altena, geteilt. Als der amtierende Graf Engelbert I., gut bekannt mit Kaiser Barbarossa, 1174 Burg Wind­eck als Lehen erhielt, konnten die Berger an der mitt­le­ren Sieg Fuß fas­sen. Zudem hatte er einen Feste ge­gen seine Konkurrenten, die Gra­fen von Sayn. Als Siegburger Vögte unterstand ihnen auch die Siegburger Propstei in Oberpleis.

Im Heer des Erzbischofs

Als vornehme Lehnsleute Erzbischof Philipps von Heinsberg leisteten die Grafen von Sayn Heeresfolge. Sie waren bei den Feldzügen gegen Heinrich den Löwen dabei, die den Löwen stürzten und den Erzbischof zum mächtigsten Mann nach dem Kaiser machten. Sie haben wohl hautnah mitbekommen, wie sich das Verhältnis zwischen Kaiser Barbarossa und Erzbischof Philipp immer weiter verschlechterte, bis der Kaiser schließlich gegen den Erzbischof zog. Der Erzbischof musste zunächst einlenken, auf den Hoftagen vertraten die Grafen seine Interessen.

Zisterzienser, die geistlichen Herren

In der Region hielt der Erzbischof weiter Augen und Ohren offen. Im März 1189 rief er Zisterzienser aus Himmerod ins Siebengebirge. Am 22. März kamen zwölf Mönche unter ihrem Abt Hermann über die Mosel und den Rhein ins Siebengebirge. Sie bezogen die verlassenen Gebäude, bauten die Kirche aus und widmeten sie dem Heiligen Petrus, seitdem hieß der Berg Petersberg. Auch das war Politik – denn wo des Erzbischofs Mönche ihr Kloster hatten, konnte kein anderer Regionalfürst seine Burg bauen.

Auf dem Petersberg fanden die Zisterzienser die gesuchte Abgeschiedenheit, nicht aber die Voraussetzungen, nach ihrem Ideal zu wirtschaften. 1192 zogen sie hinab ins Heisterbacher Tal.

Kreuzfahrer

Wenn man von den Herren im Siebengebirge im Hochmittelalter spricht, mag an ein beschauliches Leben am Rhein denken, doch so war es nicht. Beide Grafenhäuser, die Sayner und die Berger, standen im Reichsdienst Barbarossas. Die Grafen von Sayn sind auf Italienfeldzügen Barbarossas belegt. Als Barbarossa im Mai 1189 von Regensburg ins Heilige Land aufbrach, waren Graf Heinrich II. von Sayn und Graf Engelbert I. von Berg mit dabei. Die Reise führte sie die Donau entlang. Bereits Anfang Juli 1189 starb Graf Engelbert von Berg in Serbien. Für die deutschen Ritter endete der Kreuzzug tragisch: der Kaiser starb in Anatolien, und nur wenige seiner Ritter kehren heim, unter ihnen Heinrich II. von Sayn.

Herrscher, Minnesänger und Zisterzienser

Im Reichsdienst Heinrichs VI.

Nach Barbarossas tragischem Tod folgte ihm sein Sohn Heinrich VI. auf den Thron. Die Grafen von Sayn standen weiter im Reichsdienst, sie sind auf Hoftagen belegt. Wahrscheinlich waren sie im Februar 1194 auch zu den „glänzende Feierlichkeiten“ zu Ehren von König Richard I. Löwenherz und seiner Mutter Alienor von Aquitanien nach Köln geladen. Es heißt, dass auch Graf Heinrich den König ein Stück der Rückreise begleitet hat. Das ist möglich, denn der Kölner Erzbischof hatte Richards Mutter Alienor von Aquitanien empfangen und auch Richard die Nachricht von seiner Freilassung überbracht, bestätigt ist es nicht.

Thronkrieg

Nach Heinrich IV. plötzlichem Tod in Sizilien kam es in Deutschland zu einer Doppelwahl. Die Anhänger der Staufer wählten Heinrichs jüngeren Bruder Philipp von Schwaben. Das rief den Kölner Erzbischof auf den Plan. Eine Minderheit der Fürsten um ihn wählte Otto, dritten Sohn Heinrichs des Löwen. Richard Löwenherz hatte ihn ins Spiel gebracht. Ein Krieg um den Thron brach aus.

Otto IV. und die Grafen von Sayn

Die Grafen von Sayn standen von Anfang an entschieden auf der Seite Ottos. Bei seiner Krönung 1198 in Aachen waren sie dabei, Bruno von Sayn vertrat Ottos Sache bei Papst Innozenz III. in Rom. Beide blieben Otto zeitlebends verbunden. Otto IV. selbst hob 1202 in ungewöhnlicher Form die Verdienste Heinrichs II. hervor.

Burg Löwenburg

Doch die nächsten Jahre wurden sehr hart für die Familie. Graf Heinrich II. und Eberhard II. gerieten in eine fürchterliche Fehde mit Dietrich von Landsberg, der den an saynisches Gebiet angrenzenden thüringischen Besitz hielt und ein Anhänger der Staufer war. Sie wurden gefangen genommen und starben wenig später.

In jenen Jahren entstand die Burg auf der Löwenburg, zunächst war es ein einfacher Turm. Nun sind die Grafen von Sayn Burgherren vom Siebengebirge im Hochmittelalter. Anders als beim Drachenfels haben wir aber keine Daten, was genau damals passiert ist.

Das verwundert nicht, denn es waren Kriegsjahre, und auch das Rheinland wurde verheert. Als Philipp die Oberhand gewann, wechselten Erzbischof Adolf von Altena und sein Verwandter Graf Adolf III. von Berg auf die staufische Seite. Der Papst setzte ihn ab und ernannte 1205 Bruno von Sayn, doch sein Episkopat war von schweren Kämpfen und einer langen Gefangenschaft geprägt. Der junge Graf Heinrich III. war ein entschiedener Streiter für seinen Onkel und Otto IV. Als Ottos Sache schon verloren schien, wurde Philipp von Schwaben in Bamberg ermordet. Bruno war freigelassen worden, musste aber noch einmal nach Rom zum Papst. Er verstarb im November 1208 auf Burg Blankenberg.

Europa im Umbruch

Krieg gegen Friedrich II.

Auf Ottos kurze unumschränkte Herrschaft folgte schon 1212 ein weiterer Thronkrieg gegen Friedrich II. Nach seiner Niederlage in Bouvines 1214 war der Krieg entschieden. Ein Jahr später 1215 zogen Friedrichs Truppen den Rhein hinab Richtung Köln. Man wird sie von der Löwenburg aus gesehen haben, und für Graf Heinrich bedeutete das eine große Gefahr, denn auch seine unmittelbaren Nachbarn Köln und Berg standen im staufischen Lager. Im Mai 1215 suchte Graf Heinrich auf Friedrichs Hoftag in Andernach den Ausgleich. Bei Friedrichs Aachener Krönung am 25. Juli 1215 war auch er unten den rheinischen Granden, alles andere hätte wohl unabsehbare Folgen gehabt.

Ehe mit Mechthild

Um 1215 heiratete er, vermittelt durch die Abtei Heisterbach und Papst Innozenz III., Mechthild von Landsberg, die Tochter Dietrichs von Landsberg und der Landgräfin Jutta von Thüringen. Mechthild brachte den umfangreichen Besitz der Thüringer Landgrafen im Westerwald in die Ehe ein, zusammen mit der alten Grafschaft Sayn entstand ein großer Herrschaftsbereich. Zudem war Mechthild mütterlicherseits eine Enkelin des amtierenden Thüringer Landgrafen, so brachte die Ehe Graf Heinrich den Aufstieg in den Hochadel.

Friedrich II. und die Herren vom Siebengebirge

Kreuzzug nach Damiette

Auch Graf Heinrich III. hatte bei Friedrichs Aachener Krönung das Kreuz genommen. Im April und Mai 1218 waren Graf Heinrich III. von Sayn und Graf Adolf III. von Berg unter den niederländischen, flämischen, friesischen und deutschen Kreuzfahrern, man zog gegen das ägyptische Damiette.

Über Monate hörte man in der Heimat nichts, dann kamen schlimme Nachrichten: Graf Adolf war am 7. August 1218 an einer Seuche gestorben. Graf Heinrich war um 1220 wieder im Kölner Raum. So blieb ihm die letztendliche Niederlage der Kreuzfahrer 1221 erspart.

Rosenau

Seit 1222 nannte sich Dietrich von Dorndorf, ein niederer Adliger, Dietrich von Rosenouwe, also Herr der Burg Rosenouwe, das ist die mittelalterliche Schreibweise. Die Rosenau war eine kleine Burg unterhalb des Ölbergs, die sicher nicht komfortabel war. Wir wissen kaum etwas von ihr. Was wollte nun dieser Dietrich hier, und wessen Lehnsmann war er? Darüber können wir nur Vermutungen anstellen.  Es ist gut möglich, dass er ein Kölner Lehnsmann war, der ein Auge auf die saynische Burg Löwenburg haben sollte. Er starb 1243, und noch im gleichen Jahr verkaufte seine Familie die Burg an das nahe gelegene Kloster Heisterbach. Vermutlich um 1250 wurde sie abgerissen.

Burggrafen vom Drachenfels

Um 1200 übertrug das Bonner St. Cassius-Stift Burg Drachenfels ihren Ministerialen zu Lehen, gegen einen Anteil der Einkünfte. Nun sind sie Burgherren vom Drachenfels im Hochmittelalter.

Um 1225 ist als erster Burggraf Heinrich vom Drachenfels verzeichnet. Anders als etwa ein Landgraf gehörten sie zum niederen Adel. Als Lehnsleute der Bonner St. Cassius-Stifts gehörten sie zum Kölner Lehnshof, doch politisch treten sie nicht auf. Vielleicht standen sie auch im Schatten der Wolkenburger, doch auch von diesen wissen wir kaum etwas.

Der ferne Kaiser

Heinrich III.

Um 1230 war Graf Heinrich III. von Sayn ein geachteter und mächtiger Fürst, der mit König Heinrich (VII.) und Kaiser Friedrich II. in Kontakt stand. Auch auf dem wichtigen Reichstag 1232 im norditalienischen Friaul ist er bezeugt. 

Mit Mechthild zusammen stiftete er zahlreiche Klöster. Ihre Hauptsitze waren Burg Blankenberg, die Stammburg Sayn und der Sayner Hof in Köln. Beim Ausbau seiner Lan­des­herr­schaft wird es wohl nicht immer friedlich zugegangen sein. Die Quellen schweigen, was auf der Löwenburg derweil passierte. Wir wissen, dass weiter saynische Burgmannen dort waren.

Graf Heinrichs herausgehobene Stellung hat ihn vielleicht gerettet, als er 1233 der Ketzerei angeklagt wurde, was einem Todesurteil gleichkam. Doch mächtige Graf schaffte es, seinen Fall der außerordentlichen Gerichtsbarkeit des Inquisitors Konrad von Marburg zu entziehen und vor ein weltliches Gericht zu bringen. Dies sprach ihn frei. Eine Mauer im Haus des Herrn berichtet darüber.

Die Sayner und Elisabeth

Auch beim Mainzer Hoftag 1235 ist die Anwesenheit des Grafen belegt. Ob er auch kurz an der feierlichen Erhebung der Gebeine der heiligen Elisabeth in Marburg teilgenommen hat? Am 1. Mai 1236 hatte der Kaiser, barfuß und im Büßergewand, der Zeremonie beigewohnt. Wir haben kein Zeugnis davon, doch es ist gut denkbar. Mechthild und Elisabeth kannten sich von ihrer Kindheit am Thüringer Hof, und Elisabeth wird ihre Verwandten in Sayn mehrfach besucht haben. Cäsarius von Heisterbach hatte 1236/37 Elisabeths Lebensgeschichte verfasst.

Hochstaden

Als der skrupellose und gewaltbereite Konrad von Hochstaden (1238-1261) Kölner Erzbischof wurde, war es mit dem Frieden vorbei. Gleich zu Beginn seines Episkopats kam es zu einer heftigen Fehde, in die auch Graf Heinrich III. von Sayn verwickelt war, mit ungünstigem Ausgang für ihn. Es folgte eine etwas brüchigen Neutralität. Für den Grafen muss es schwierig geworden sein, zumal die Berger bald auf Konrads Seite wechselten. In seinen letzten Lebensjahren brachte sich der Graf immer wieder ein, um den Frieden im Rheinland zu wahren.

Blankenberg

Auch wenn Graf Heinrich III. zu den Burgherren im Siebengebirge im Hochmittelalter gehörte, war er selten auf der Löwenburg. Burg Blankenberg war das Zentrum seiner Herrschaft, und 1245 gründeten Mechthild und er hier die Stadt Blankenburg. Graf Heinrichs III. von Sayn verstarb in der Silvesternacht 1246/47, ohne Erben. Gräfin Mechthild ließ eine Grabfigur aus Eiche schaffen, die ihn mit einem kleinen Mädchen zeigt. Sie befindet sich heute im Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg, eine Replik ist in der Abteikirche Sayn.

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