Die Burgherrn im Spätmittelalter

Burg Drachenfels
Burg Drachenfels, Wappen der Drachenfelser

Im Mittelpunkt des zweiten Beitrags aus dem Spätmittelalter stehen die Burggrafen vom Drachenfels, die Herren von Löwenberg und die Grafen von Berg. Die Kölner Erzbischöfe und die Grafen von Berg wurden schließlich erbitterte Gegner, und die Herren vom Siebengebirge wurden hineingezogen.

Interregnum

Mechthild von Sayn erbt die Löwenburg

Graf Heinrich III. von Sayn war verstorben. Sein Tod war ein tiefer Einschnitt, denn seine große Grafschaft zerfiel, seine Machtposition ging verloren. Für seine Witwe Mechthild, die Thüringerin, wurde es schwer. In seinem Testament hatte der Graf seiner Gattin ihr u.a. die Burg Löwenburg als Witwensitz übertragen. Bedrängt von den Verwandten ihres Mannes übertrug sie ihnen in einer vorgezogenen Erbauseinandersetzung 1248 in Blankenberg u.a. auch Anteile der Löwenburg. Als sie sich schließlich für eine andere Burg als Witwensitz entschied, gab sie ihre Rechte an der Löwenburg ganz auf. Mechthild lebte noch lange, aller Bedrängnis zum Trotz war sie die „große Gräfin“, die das Wohl der Menschen in ihrem Territorium am Herzen lag.

Johann I. von Löwenberg

Um 1270 erschien Johann I. von Heinsberg, um die ererbte Löwenburg zu übernehmen. Doch es gab gleich Streit mit dem Burggrafen von der Wolkenburg, den Deutschordensrittern in Ramersdorf und einem Kölner Ministerialen, man vertrieb ihn. Erst als der Kölner Erzbischof Engelbert II. von Falkenburg (1261–1274) den Streit schlichtete, konnte er die Löwenburg beziehen. In jenen Jahren begann er mit dem Bau der Burg Reitersdorf direkt am Rhein, heute Rhöndorf. Auch der Erzbischof musste eine neue Residenz in Bonn beziehen, denn die Kölner hatten ihn aus der Stadt vertrieben.

Steine vom Drachenfels für den Kölner Dom

Für die Burggrafen vom Drachenfels brachen gute Zeiten an. In Köln wurde der gotische Dom gebaut, und die Steine vom Drachenfels waren ideal dafür. Man schloss Verträge, und sie brachten den Burggrafen bald ein beträchtliches Vermögen.

Rivalitäten im Rheinland

Wirtschaftlich ging es ihnen gut, doch politisch gerieten die Burggrafen vom Drachenfels als Kölner Lehensleute in den Limburger Erbfolgekrieg. 1288 brach der Krieg offen aus. Das Bergische Land wurde durch den Erzbischof furchtbar verwüstet, bis ihn das herannahende Brabanter Heer zum Abzug bewegte. Einige Quellen berichten, dass Graf Adolf von Berg 1287 die Burg Drachenfels erstürmte und das angrenzende Gebiet verheert hat.

Worringen und die Folgen

Schließlich trafen beide Parteien am 5. Juni 1288 in Worringen aufeinander. Heinrich III. und sein Bruder Rutger vom Drachenfels, Ludwig von der Wolkenburg und Johann I. von Löwenburg auf der Seite des Kölner Erzbischofs in die Schlacht von Worringen. Sie unterlagen, gerieten in Gefangenschaft des Grafen von Berg und mussten ihm Lehnstreue schwören.

Auf Betreiben des Erzbischof entband der Papst die Burggrafen vom Drachenfels schon im Januar 1290 von den unter Zwang abgegebenen Erklärungen, doch sie hatten die Schlacht nun einmal verloren. Graf Wilhelm von Berg gelang es, die Drachenfelser noch enger an sich zu binden, was zu erheblichen Spannungen führte. Die Loyalität des Burggrafen galt dem Bonner St. Cassius-Stift und dem Kölner Erzbischof, nicht seinem Hauptfeind, dem Berger. Graf Wilhelm wiederum hatte allen Grund, den Erzbischof zu hassen, denn sein Bruder Adolf V. war durch eine Hinterlist in Gefangenschaft Siegfried von Westerburgs geraten und in Haft verstorben.

Auch Johann I. von der Löwenburg war in Gefangenschaft geraten und musste dem Grafen von Jülich seine Burg Reitersdorf übertragen. Graf Gerhard ließ Reitersdorf zu einer wehrhaften kleinen Burg ausbauen. Dem besiegten Kölner Erzbischof muss sie ein Dorn im Auge gewesen sein.

Heinrich, III. Burggraf

Aus diesen Jahren liest man von Streitigkeiten zwischen Burggraf Heinrich und der Stadt Köln und von Kölner Bürger, die er auf dem Drachenfels gefangen hielt.

Wirtschaftlich ging es ihm wohl gut, der Domsteinbruch am Drachenfels wurde erweitert, denn er vergab Darlehen, sogar an den Grafen von Berg, und konnte einen Kastellan, einen Burghauptmann einstellen. Zugleich hören wir auch 1306 noch von Streitigkeiten, ja sogar bewaffneten Auseinandersetzungen mit Kölner Bürgern.

Rutger, IV. Burggraf

Auf Heinrich folgte dann sein Sohn Rutger als IV. Burggraf vom Drachenfels. Wirtschaftlich muss es ihm gut gegangen sein, da waren die Einnahmen aus den Domsteinbrüchen, und offenlichtlich auch die aus den Weinbergen. Er konnte es sich leisten, für hohe Verpflichtungen des Kölner Erzbischof Heinrich von Virneburg zu bürgen und eigene Verbindlichkeiten durch Weinlieferungen zu tilgen.

Zu seiner Amtszeit gelang es wohl, die Lehnsbindung an Berg zu lockern oder gar ganz aufzuheben. 1315 wird der Graf von Berg nicht mehr erwähnt. Ganz klar wird es später in einer Urkunde von 1327, als er dem Kölner Erzbischof seine ganze Loyalität versichert.

Die Herren von Löwenberg

Johann I. war zweimal verheiratet, aus beiden Ehen hatte er Söhne. Als er 1306 verstarb, wurde sein Sohn Heinrich I. Herr der Löwenburg (1306-1343). Der andere Sohn, Johann II., besaß Burg Reitersdorf.

Als es 1313 wieder zu einer Doppelwahl und einem Thronkrieg zwischen dem Wittelsbacher Ludwig IV. „der Bayer“, amtierender Pfalzgraf bei Rhein, und dem Habsburger Friedrich „den Schönen“ von Österreich kam, standen die Brüder in feindlichen Lagern. Wieder wurde unsere Region durch einen Krieg verheert, man zerstörte die Höfe und Häuser des Gegners und nahm den Menschen ihre Lebensgrundlage. Die Burg Reitersdorf wurde damals um 1317 zerstört. Erst zehn Jahre später versöhnten sich die Brüder.

In jenen Jahren wurde erstmals die „Herrschaft von Löwenberg“ und die Errichtung der „unteren Burg“ erwähnt. Im November 11.11.1338 übertrugen Heinrich I. und seine Ehefrau Agnes von Cuyk u.a. die Löwenburg dem Grafen Dietrich von Loen und Chiny, Herr von Heinsberg und Blankenberg zu Lehen.

Ende Dezember 1343 verstarb Heinrich I. von Löwenberg. Da seine Ehe kinderlos geblieben war, trat sein Neffe Heinrich II., Sohn seines Stiefbruders Johann II., das Erbe an. Doch schon wenige Jahre später fiel er auch in einer Schlacht. Bald darauf starb auch sein kleiner Sohn, und es gab keine männlichen Löwenberger mehr.

Die Zeit der Luxemburger

Die Wolkenburger sterben aus

Von den Grafen der Wolkenburg wissen wir nur wenig. Seit ihrer Erbauung 1118 war die Wolkenburg eine Festung des Erzbistums Köln und Sitz des Amtes Wolkenburg. In einer Urkunde von 1341 war noch einmal Burggraf Heinrich mit seinen Rechten und Pflichten als Amtmann erwähnt. Er muss einer der letzten, wenn nicht gar der letzte gewesen sein, denn 1353 starb das Geschlecht der Wolkenburger Grafen aus.

Erbstreitigkeiten um die Löwenburg

Die Erzbischöfe von Köln und die Herzöge von Berg befehdeten sich erbittert und verwüsteten das Land. Um die Löwenburg wird immer wieder gestritten und gekämpft. Dabei waren die Menschen geplagt genug, denn das ganze Land wurde von Naturkatastrophen und Pestwellen erschüttert.

Bis zum Ende des Spätmittelalter hindurch gab es immer Fehden um die Löwenburg. Die siegreichen Herren setzten ihre Amtmänner ein und die Löwenburg ging durch viele Hände, bis sie 1884 endgültig an das Herzogtum Berg fiel.

Godart vom Drachenfels

Zur Zeit der Luxemburger treffen wir auf den bekanntesten Burggrafen vom Drachenfels, Godart (1388-1428). Aus seiner Zeit sind ausführliche Daten und Rechnungen aus den Jahren 1395-1398 überliefert. Aber Godart lebte längst nicht mehr auf dem Drachenfels, sondern in einer bequemen und beheizbaren Wohnung in Königswinter.

Eine Anekdote besagt, dass er einen prächtigen Ring trug – mit einem Stück Trachyt vom Drachenfels! Die „Steine für den Dom“ hatten ihn reich gemacht. In jedem Fall war Godart ein wohlhabender Mann.

Drachenfelser Ländchen

Heute würden wir wohl sagen, dass Godart sein Geld für sich arbeiten ließ. Bereits zum Ende des 14. Jahrhunderts gehörten weite Gebiete auf der linken Rheinseite um Ober- und Niederbachem und Berkum zu seinem Herrschaftsgebiet, dem „Drachenfelser Ländchen“.

Durch die Ehe seines Sohnes Heinrich mit der reichen Erbin Elisabeth Scherffgin kam Burg Gudenau bei Wachtberg-Villip hinzu. Die jungen Eheleute bezogen die Burg, und Godart investierte beträchtlich in Bau- und Ausbesserungsarbeiten. Doch Heinrich starb früh, und Elisabeth heiratete bald darauf erneut, sah sich aber nicht in der Lage, ihrem ehemaligen Schwiegervater seine Investitionen zu erstatten. Schließlich verkaufte sie ihm 1402 die Burg. Der Kölner Erzbischof Friedrich von Saarwerden als oberster Lehnsherr bestätigte den Vertrag und belehnte Godart und seine Frau Adelheid mit der Burg.

Burg Gudenau vergrößerte den Grundbesitz und den Machtbereich Godarts beträchtlich. Nun hatte er auch auf der linken Rheinseite eine sehr starke Stellung im „Drachenfelser Ländchen“.

Godart bekommt auch die Wolkenburg

Seit langem steckt das Kölner Erzstift finanziell in der Klemme. Mehrfach hat man den Bonner Rheinzoll beliehen und verpfändet. Ganz schlimm wurde es zur Zeit des Erzbischofs Dietrich von Moers (EB 1414-1463), der immer wieder Fehden anzettelte. Schließlich verbündete sich die Kölner mit Herzog Adolf von Berg und weiteren Adligen. Auch der Erzbischof suchte und fand Verbündete, unter ihnen Godart vom Drachenfels. 1419 griff man zu den Waffen; es wurde gebrandschatzt, geplündert und verwüstet, allen voran Godart vom Drachenfels. Schließlich vermittelte der Erzbischof von Trier.

Im Dienst der Kölner Erzbischöfe hatte Burggraf Godart zahlreichen Feldzügen mitgekämpft, er hatte hohe Kosten gehabt und Verluste erlitten. Darüber hinaus hatte er Dietrich von Moers mehrfach große Geldsummen geliehen.

Im Laufe der Jahre war eine riesige Gesamtforderung von 10.000 Gulden zusammengekommen. Schließlich, am 13.5.1425, verpfändete Erzbischof Dietrich von Moers das Amt Wolkenburg und das Dorf Königswinter mit fast allen Rechten und Einkommen an den Burggrafen. So war der die letzten Jahre seines Lebens auch noch quasi Landesherr.

Aber, wie gesagt, Godart lebte längst in einer bequemen Stadtwohnung in Königswinter. Lassen wir das Kapitel über die Burgherren hier enden.

Die Herren vom Siebengebirge – Burggrafen vom Drachenfels, zum Weiterlesen
Planet Wissen, Mittelalter, Leben auf der Burg

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