Die Zeit der Ottonen

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Theophanus Sarkophag, St. Pantaleon, Köln

Die Zeit der Ottonen führt ins 10. Jahrhundert. Damals gehörte unsere Region zum Herzogtum Lothringen, das im Westen des Ostfränkischen Reichs lag. So hatten es die Nachfolger Karls des Großen in mehreren Verträgen geregelt, doch Lothringen blieb umstritten.

Nach dem Aussterben der Karolinger im Osten 911 wählten die Fürsten den fränkischen Herzog Konrad I. Doch der Herrscher des Westfrankenreiches, Karl III. der Einfältige, erkannte ihn nicht an und machte sogar in Lothringen Herrschaftsansprüche geltend. Zudem wandten sich die lothringischen Adligen um Herzog Giselbert sich ihm zu; bereits 911 und 912 wurde gekämpft.

Heinrich I. (919-936) und der Bonner Vertrag

Nach Konrads Tod wurde der Herzog von Sachsen, Heinrich I. „der Vogler“, als erster Nichtfranke König des Ostfränkischen Reiches. Er suchte zunächst eine politische Lösung der „lothringischen Frage“. Am 7. November 921 traf er Karl III. bei Bonn, auf einem in der Mitte des Rheins verankerten Schiff. Im „Bonner Vertrag“ schwörten sie sich Freundschaft, und Karl, der Karolinger und Nachfahr Karls des Großen, erkannte den Sachsen Heinrich als legitimen Herrscher des Ostfränkischen Reiches an. Das war ein diplomatischer Erfolg für Heinrich, doch die „lothringische Frage“ blieb offen.

Das Rheinland kommt zum Ostfränkischen Reich

Aber im Westfrankenreich tobte ein Machtkampf. Schließlich unterlag Karl, er wurde eingekerkert und starb. Nun zog Heinrich I. nach Lothringen, 925 musste Herzog Giselbert sich unterwerfen. Lothringen mit dem Krönungsort Aachen kam endgültig zum Ostfränkischen Reich.

Heinrich I. hinterließ ein gefestigtes Ostfränkisches Reich. Mit Augenmaß und Durchsetzungskraft hatte er es geschafft, die ostfränkischen Stämme zu einigen, um 920 tauchte erstmals die Bezeichnung „Regnum teutonicum“ auf.

Otto der Große (936-973)

Heinrichs Sohn Otto I. der Große stieg zum mächtigsten Herrscher des Abendlandes auf. Seine Ehe mit Adelheid von Burgund, der er in Norditalien beistand, trug ihm auch die Krone des Langobardenreiches ein. 955 sammelte er aus dem ganzen Reich Truppen und zog gegen die Ungarn, damals gefährliche Feinde, und besiegte sie in der berühmten Schlacht auf dem Lechfeld 955.

Seine Kaiserkrönung 962 galt als Geburtsstunde des Heiligen Römischen Reiches. Zur Sicherung der Ostgrenze seines Reiches gegen die Slawen richtete er Marken ein. Zudem gründete er zahlreiche neue Bistümer, von denen aus die Slawen christianisiert werden sollen. Besonders Magdeburg, damals eine Grenzstadt, lag Otto am Herzen. Er tat viel für „seine“ Stadt und „seinen“ Dom, und hier liegt er auch neben seiner ersten Frau Edgitha begraben.

Reichskirchensystem

Otto I. war ein starker Herrscher, doch die mächtigen Herzöge machten auch ihm zu schaffen. Nach mehreren Aufständen, an denen sich sogar enge Verwandte beteiligten, stützte er sich auf die Geistlichkeit: Er besetzte Bischofsstühle und andere hohe geistliche Ämter mit Personen seines Vertrauens. Da er ihnen auch Ländereien aus dem Reichsgut zu Lehen gab und königliche Rechte verlieh, erhielten sie zugleich weltliche Macht. Doch Geistliche unterlagen dem Zölibat, sie heirateten nicht, hatten keine erbberechtigten Kinder, und so fielen ihnen überlassene Lehen nach ihrem Tod an den König zurück. Wegen der starken Verflechtung von Reich und Kirche sprach man vom „ottonisch-salischen Reichskirchensystem“.

953 übertrug Otto I. seinem Bruder und engem Vertrauten Brun 953 Stadt und das Erzbistum Köln zusammen mit dem damaligen Herzogtum Lothringen. Somit war Brun der erste Kölner „Reichsbischof“ und schaffte die Grundlagen eines starken Erzbistums.

Auch nach Bruns Tod blieb ein Teil dieses Herzogtums, ein etwa 25 Kilometer tiefer Streifen am linken Rheinufer von Rolandseck im Süden bis Rheinberg im Norden den Kölner Erzbischöfen als weltlicher Besitz. Hier waren sie nicht nur geistliche, sondern auch weltliche Herren.

Otto II. und Theophanu

Auf Otto I. folgten sein Sohn Otto II. (973-83) und seine Schwiegertochter Theophanu, eine byzantinische Prinzessin. Fast hätte man sie zurückgeschickt, denn sie war nicht die erbetene purpurgeborene Prinzessin, sondern die Nichte des Kaisers, die keine Ansprüche an die byzantinische Krone hatte. Doch Otto fand, dass diese Ehe dennoch die Anerkennung seines Kaisertums und seines Hauses bedeutete, und er war Theophanu gleich zugetan. Wie ihre Schwiegermutter Adelheid wurde sie ganz offiziell „Mitregentin“ (consors regni).

Otto II. und Theophanu förderten Künstler und Wissenschaftler, nun wurden wissenschaftliche Themen diskutiert und Aristoteles ins Altdeutsche übersetzt. Es entstanden Wandgemälde, Buchillustrationen wie der Gero-Kodex, benannt nach dem Kölner Erzbischof Gero, und Bauwerke von hoher künstlerischer Bedeutung. An die Zeit der Ottonen erinnert das Gero-Kreuz im Kölner Dom und die Kirche St. Panthaleon. Erzbischof Gero hatte Theophanu als junge Braut von Byzanz nach Rom begleitet und war ihr lange Jahre ein guter Freund.

Kampf um Lothringen

Die kurze Regierungszeit Ottos II. war von vielen Kämpfen geprägt. Im Herrscher des Westfrankenreiches, Lothar, hatte er einen mächtigen Feind. 978 wurde er in Aachen überfallen, musste Hals über Kopf fliehen, ja sogar die Reichsinsignien zurücklassen und entkam mit knapper Not nach Köln. Noch im selben Jahr begann er einen Feldzug und konnte Lothar im Mai 980 zwingen, auf Lothringen zu verzichten.

Otto II. wurde nur 28 Jahre alt. In Rom erkrankt er plötzlich schwer und starb im Dezember 983. Als einziger mittelalterlicher Kaiser wurde er im Petersdom beigesetzt.

Nun setzte Theophanu (983-991) alles daran, ihrem Sohn Otto III. sein Erbe zu erhalten. Durch ihre Klugheit, ihre Diplomatie und auch ihr Durchsetzungsvermögen gelang es ihr, das Reich zusammenzuhalten. Bis zu ihrem Tod 991 war sie Regentin, und sie erfüllte ihre Aufgabe mit Bravour. In St. Panthaleon ist sie begraben.

Die Ezzonen

Otto II. und Theophanu hatten vier Kinder, unter ihnen der Thronfolger Otto III., und Mathilde, verheiratet mit dem Pfalzgrafen Ezzo (955-1034). Als Pfalzgraf war Ezzo eigentlich eine schlechte Partie für eine Kaisertochter. Doch seine Familie, die Ezzonen, regierte in den meisten Gauen am Mittel- und Niederrhein, so auch im Auelgau, und kontrollierte die Fernstraßen zwischen Frankfurt und Aachen. Damit waren die Ezzonen durchaus eine regionale Macht. Zudem waren Ezzos ältere Söhne Ludolf und Otto die blutmäßig nächsten männlichen Verwandten, sollte Otto III. kinderlos sterben.

„Mirabilia Mundi“ – Otto III.

Nach der Regentschaft seiner Mutter Theophanu und seiner Großmutter Adelheid trat Otto III. (995-1002) mit 15 Jahren 995 sein Erbe an. Er war für seine Zeit unglaublich gebildet, das trug ihm den Beinamen „Die Wunder der Welt“ (mirabilia mundi) ein. Otto träumte von einer „Wiederherstellung des Römischen Reiches“, einem christlichen Reich mit Rom als Hauptstadt, in dem Papst und Kaiser gemeinsam regierten.

Doch im Rom jener Zeit herrschten Patrizierfamilien, die sich gegenseitig bekriegten, und das Papsttum war tief darin verstrickt. Auch Otto, der ein milder und gerechter Herrscher sein wollte, konnte sich bald nur mit Waffengewalt behaupten. Innerlich war er zutiefst erschütternd, er hatte seine Ideen verraten und an seinen Händen klebte Blut. Er legte sich selbst härteste Bußen auf und fand doch keine Ruhe mehr. Mitten im Winter des Jahres 1000 ritt er nach Gnesen in Polen, um als Büßer das Grab seines Lehrers und Freundes Adalbert von Prag zu besuchen.

Otto, der Sohn eines Deutschen und einer Griechin, engagierte sich für die christliche Mission in Polen und Ungarn und gründete ein selbstständiges Erzbistum in Gnesen. In der Pfingstnacht des Jahres 1000 stieg er in Aachen hinab ins Grab Karls des Großen und nahm die Gewänder, einen Zahn und das goldene Halskreuz des Toten mit. Damit wollte er etwas von Karls Kraft auf sich übertragen und seinen Segen erlangen, damit er seine Aufgabe als Herrscher gut erfüllen konnte.

Aufstand in Rom

Im August 1000, als Otto wieder in Rom war, kam es zum Aufstand; bald darauf mussten Kaiser und Papst aus Rom fliehen. Von Ravenna aus versuchte er vergeblich, ein Heer zu sammeln. Zutiefst enttäuscht zog er sich in die Burg Paterno bei Riete zurück.

Der Kölner Erzbischof Heribert, Kanzler von Deutschland und Italien, war ein Wegbegleiter Ottos. Auch jetzt, in Ottos letzten, schweren Monaten, blieb er an seiner Seite. Otto fiel in eine tiefe Depression und erkrankte an Malaria, doch sein geschwächter Körper hatte der schweren Krankheit nichts entgegenzusetzen. Am 23./24. Januar 1002 starb er, nicht einmal 22 Jahre alt.

Kampf und die Nachfolge

Erzbischof Heribert brachte den Leichnam des Kaisers und die Reichsinsignien nach Aachen, um Otto, seinem Wunsch gemäß, neben Karl dem Großen beizusetzen. Immer wieder musste er sich den Weg freikämpfen, deshalb sandte er die Heilige Lanze an den Pfalzgrafen Ezzo voraus.

Als der Leichenzug in Bayern ankam, brachte der bayrische Herzog Heinrich die Reichsinsignien mit Waffengewalt an sich. Den Bruder Heriberts nahm er in Geiselhaft, bis ihm die Lanze ausgehändigt wurde. Nun brach der Konflikt mit den Ezzonen offen aus. und auch andere Fürsten erkannten Heinrich nicht an. In einem Gewaltmarsch zog der nach Mainz und ließ sich dort von Erzbischof Willigis salben und krönen. Nun war es seinen Widersachern nicht mehr möglich, die Hand gegen ihn zu heben, ohne schuldig zu werden. Erzbischof Heribert legte nach der Beisetzung Ottos III. das Kanzleramt nieder. Der Konflikt mit Ezzo zog sich noch über Jahre hin (endgültig entschied zur Zeit der Salier Erzbischof Anno II. den Kampf für sich).

Heinrich II. (1002-1024)

Heinrich war getragen von einem ausgeprägten Sendungsbewusstsein; eine Miniatur zeigt ihn als von Christus selbst eingesetzten König. Es gelangt ihm, das Reich wieder zu ordnen und nach außen zu sichern. Unter ihm wurde das Reichskirchensystem weiter ausgebaut; in Konflikten mit dem Adel setzte er sich rigoros durch.

Mit Heinrich II. eng verbunden ist das Bistum Bamberg. Im Bamberger Dom liegt er auch begraben, gemeinsam mit seiner „allerliebsten Gemahlin“ Kunigunde. Beide wurden während der Stauferzeit heiliggesprochen.

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