100 Jahre Naturschutzgebiet

Nasseplatz, Siebengebirge
Nasseplatz, Siebengebirge

In diesem Jahr blicken wir auf 100 Jahre Naturschutzgebiet Siebengebirge zurück. Am 7. Juni 1922 hatte der zuständige preußische Minister die Verordnung unterschrieben, die das Siebengebirge als Naturschutzgebiet auswies.

Nach Zustimmung der Rheinlandkommission trat sie am 20. Januar 1923 in Kraft. Das war zur Zeit der Rheinlandbesetzung nach dem Ersten Weltkrieg, und die Alliierte Rheinlandkommission musste die Verordnung erst noch bestätigen.

Während der Revolutions- und Putschjahre der Weimarer Republik, trotz bitterer Not, Geldentwertung und Rheinlandbesetzung, wurde Naturschutz als Aufgabe des Staates festgeschrieben, gab es die ersten Naturschutzgebiete und Naturschutzgesetze. Mich bewegt das immer wieder.

Auch wenn wir in diesem Jahr für 100 Jahre Naturschutzgebiet Siebengebirge danken – der Naturschutz im Siebengebirge begann schon viel früher. Damals war es vor allem der Kampf gegen die Steinbrüche. Diese vier Videos sind den Menschen gewidmet, die uns das Siebengebirge gerettet haben.

1836 - 10.000 Taler für den Drachenfels

Preußen kauft den Drachenfels

Seit dem Sieg über Napoleon und dem Wiener Kongress 1814/15 gehörte das Rheinland zum Königreich Preußen. 1823 begannen Reparaturarbeiten am Kölner Dom, und die Dombauhütte wollte Trachyt vom Drachenfels. Die Königswinterer Steinhauer wollte gleich mit ihr ins Geschäft kommen; doch viele Menschen, preußische Amtsträger und sogar der Kronprinz wollten den Drachenfels mit der Ruine schützen. Nach einem langen Rechtsstreit kaufte der Staat Preußen 1836 die Drachenfelskuppe und stoppte den Steinbruch.

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10.000 Taler für den Drachenfels

1886-1982 - Justizrat Humbroich kämpft für den Petersberg

Justizrat Humbroich und der Petersberg

Das zweite Video führt ins Kaiserreich, Ära Bismarck. In den 1880er Jahren war im Siebengebirge war eine Menge los. Am Drachenfels baute man die Zahnradbahn, auf halber Höhe zwischen Drachenfels und Königswinter entstand Schloss Drachenburg. Doch an der Rheinseite des Petersbergs wurde ein riesiger Steinbruch aufgemacht.

Der Bonner Justizrat Humbroich nahm den Kampf auf. Kampfgeist hat er wirklich gebraucht, denn, anders als der Drachenfels damals, hatte der Petersberg keine mächtigen Fürsprecher.

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Justizrat Humbroich und der Petersberg

Boycott von Basalt aus dem Siebengebirge und Siebengebirgslotterie

Boycott und Siebengebirgslotterie

Belle Epoque nennt man die Jahre um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert in Europa. Seit 1888 saß Kaiser Wilhelm II. auf dem Thron. Auch am Rhein ließ es sich gut leben, und der Tourismus war zu einem wichtigen Wirtschaftszweig geworden. Der Petersberg war eine feine Adresse. 1892 hatte das Hotel Nelles auf dem Petersberg eröffnet. Zugleich gab es zwei Steinbrüche, einen davon betrieben die Nelles selbst. Im Zuge des Straßen- und Eisenbahnbaus wurde der Abbruch von Basalt im Siebengebirge immer intensiver; am ärgsten war es am Ölberg.

Doch da war der formidable Oberpräsident der Rheinprovinz, Berthold von Nasse. Er war gebürtiger Bonner und der erste Amtsträger, der aus der Region stammte. In ihm hatten die Naturschützer im Verschönerungsverein für das Siebengebirge einen ebenso engagierten wie energischen Verbündeten.

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Boycott und Siebengebirgslotterie

1922/23 - das Siebengebirge wird Naturschutzgebiet

Das Siebengebirge wird Naturschutzgebiet

Nach der Niederlage im Ersten Weltkrieg und der Novemberrevolution war es vorbei mit dem Kaiserreich und dem Königreich Preußen. Dafür gab es nun den Freistaat Preußen. Nach dem Versailler Friedensvertrag hielten die Alliierten große Teile des Rheinlands besetzt.

Und noch etwas war fundamental neu. Die Weimarer Verfassung von 1919 schrieb den Naturschutz als Aufgabe des Staates fest. So erließ Preußen 1920 eine Ermächtigung für die Ausweisung von Naturschutzgebieten. Am 7. Juni 1922 wurde das Siebengebirge als Naturschutzgebiet ausgewiesen. 

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Das Siebengebirge wird Naturschutzgebiet

Ferdinand Mülhens
Ferdinand Mülhens

Ferdinand Mülhens, Königswinter Ehrenbürger mit großem Engagement

Das Siebengebirge war Naturschutzgebiet, doch die Gefahr war nicht gebannt.

Viel verdankt die Region Ferdinand Mülhens, dem Inhaber von „4711“. Nach dem Stabswechsel an seinen Sohn hatte er seinen Lebensmittelpunkt am Fuße des Petersbergs, auf dem Wintermühlenhof. Er engagierte sich sehr, ließ Straßen und Wege bauen, kaufte die Drachenfelsbahn und die Petersbergbahn.

Seit Übernahme des Wintermühlenhofs hat er bis zu seinem Tod 1928, ca. 380 ha Land, u.a. den Petersberg, Hirschberg etc. gekauft und eigenhändig, sogar gegen politische Widerstände den Raubbau in dem Gebiet verhindert. Ihm und seinen Erben ist es zu verdanken, dass der Petersberg heute als prächtigstes Beispiel des Siebengebirges mit seinem Buchenbeständen erhalten ist.

Mit Dank an Fiona Streve-Mülhens Achenbach, Wintermühlenhof, für ihren Kommentar.

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