Der Mönch von Heisterbach

Der Mönch von Heisterbach
Der Mönch von Heisterbach

Schauen wir zunächst einmal mit dem Mönch von Heisterbach in die Bibel, Neues Testament, 2. Brief des Apostels Petrus. „Und ihr sollt wissen, liebe Freunde, dass ein Tag für den Herrn wie tausend Jahre ist und tausend Jahre wie ein Tag.“

Kloster Heisterbach liegt in einem schönen Tal unterhalb des Petersbergs. Gebete und Arbeit prägten die Tage der Mönche. Einer von ihnen dachte oft über diese Worte des Apostels Petrus nach.

Eines Tages, als er wieder tief in Gedanken im Klostergarten spazieren ging, hörte er auf einmal einen Vogel singen, dessen Stimme er noch nie zuvor gehört hatte. Überrascht und erfreut folgte er der Vogelstimme und ging durch eine kleine Pforte in der Mauer in den Wald hinaus. Er folgte ihr immer weiter, immer tiefer in den Wald hinein, und vergaß darüber Raum und Zeit. Schließlich war er so müde, dass er nicht mehr weiter konnte. Er setzte sich auf einen Baumstumpf und schlief ein. Als er wieder aufwachte, machte er sich schnell auf den Weg zurück ins Kloster.

Gegen Abend kam er dort an und trat ein, um mit den anderen Mönchen das Abendgebet zu sprechen .. doch an der Tür erstarrte er. Kein einziges Gesicht war ihm vertraut. Er bat die Mönche, ihn zu ihrem Abt zu bringen. Dort stellte er sich selbst vor und nannte den Namen des Kölner Erzbischofs, der zum Zeitpunkt seines Klostereintritts amtierte. Da erschraken die Mönche und ein langes Schweigen folgte seinen Worten. Schließlich sagte ihm der Abt, dass seitdem 300 Jahre vergangen wären. Einem der Mönche fiel ein, dass er in alten Klosterschriften von einem Bruder gelesen hatte, der damals spurlos im Wald verschwunden war. Da verstand der Mönch: „Tausend Jahre sind ihm wie ein Tag“. Ein glückliches Lächeln erschien auf seinem Gesicht, er sank um und starb.

Traditionell, Quelle: Sage und Geschichte der sieben Berge, Dietmar Blumenthal in Zusammenarbeit mit Winfried Biesing.

Zweifelt der Mönch von Heisterbach, oder möchte er
vielmehr verstehen?

Ich kann mir nicht vorstellen, dass Gott uns für das Nachdenken straft. Was möchte uns diese Legende denn sagen? 300 Jahre war der Mönch weg gewesen. Wir wissen nicht, was uns im Leben noch erwartet, wie viel Zeit uns mit unseren Lieben bleibt. Die meisten unserer Tiere haben eine kürzere Lebenszeit als wir selbst. Genießen wir die uns vergönnte Zeit, als wären es 300 Jahre! Vielleicht wollte uns der Mönch von Heisterbach genau das vermitteln.

Zum Nachlesen auf Bibleserver

6 Kommentare

  1. Das erinnert mich an Einsteins Zeit-Dilatation. Laut Relativitäts-Theorie verlangsamt sich die Zeit auf bis fast Null, je mehr man sich der Licht-Geschwindigkeit nähert. Vom Physiker Werner Heisenberg gibt es ein Zitat: „Der erste Trunk aus dem Becher der Wissenschaft macht zum Atheisten, aber auf dem Grund des Bechers wartet Gott.“

  2. Die fast gleiche Geschichte gibt es auch von dem Abt Erpho zu Siegburg. Schon merkwürdig, da Siegburg ca. 1 2 km vom Kloster Heisterbach entfernt ist

    • Danke schön für die Info, den Abt Erpho kannte ich noch gar nicht. Man lernt nie aus – gottseidank 🙂 Alles Gute und bleiben Sie gesund!

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