Steinbrüche im Siebengebirge

Weilberg, Obere Plattform, Siebengebirge
Weilberg, Obere Plattform, Siebengebirge

Basalt-Abbau – riesige Steinbrüche im Siebengebirge

Noch schlimmer wurde es im 19. und frühen 20. Jahrhundert, als Basalt für den Ausbau von Straßen und etwas später Eisenbahnstrecken benötigt wurde. Am Weilberg, Petersberg und Ölberg im Siebengebirge entstanden große Steinbrüche. Die Rheinfront im benachbarten Oberkassel war verheert. 

Schließlich alarmierten die Schäden an der Natur viele Menschen. Man gründete Vereine zum Schutz des Siebengebirges gegründet, die sich später zum Verein zur Verschönerung des Siebengebirges (VVS) zusammenschlossen.

Justizrat Humbroich

Auf dem Weg zum Gipfel des Ölbergs kommen Sie am Humbroich-Platz vorbei. Von hier haben sie eine herrliche Aussicht ins Rheintal. Der Platz erinnert an den Bonner Justizrats Humbroich, einen engagierten Naturschützer. Ohne ihn und seinen „Verein zur Rettung des Siebengebirges“ hätten wir viele schöne Stellen im Siebengebirge gar nicht mehr. Ganz besonders hat er sich um den Petersberg verdient gemacht. Mehr dazu auf der Seite zum Petersberg.

Oberpräsident von Nasse

Auch der preußische Landwirtschaftsminister von Hammerstein stand auf der Seite der Naturschützer, und vor allem der damalige Oberpräsident der Preußischen Rheinprovinz, Berthold von Nasse. Neue Eisenbahnstrecken in unserer Region genehmigte er nur, wenn sie das Siebengebirge nicht gefährdeten, solche zum Transport von Steinen gar nicht. Und ohne eine günstige Anbindung zum Transport der Steine lohnte sich ein Steinbruch nicht. Der Oberpräsident hatte sogar den Boykott von Basalt aus dem Siebengebirge organisiert, und viele rheinische Städte machten mit. Als Bauherrn im Straßen- und Wegebau waren die Rheinprovinz und die Städte ja Großabnehmer.

Margarethenhof im Siebengebirge um 1900
Margarethenhof im Siebengebirge um 1900/

Eine Lotterie für das Siebengebirge

Naturschutzgesetze mit Sanktionsmöglichkeiten gab es nicht. So blieb nur,  möglichst viel Gelände und bestehende Steinbrüche im Siebengebirge aufzukaufen und sie dann stillzulegen. Dazu brauchte man Geld, viel Geld, und im schlimmsten Fall ein Enteignungsrecht. 1897 beantragte der VVS eine Geldlotterie und die Bewilligung des Enteignungsrechts bei der Königlich Preußischen Staatsregierung. Es folgte ein langwieriges Verfahren, bei dem viele Interessen gegeneinander abgewogen werden mussten. Den Interessen der Natur standen die Interessen der Betreiber, aber auch der Arbeiter in den Steinbrüchen entgegen. Vergessen wir auch nicht die mittelbar Betroffenen, etwa die Heisterbacher Talbahn, die hauptsächlich den Transport von Steinen betrieb.

Im März 1899 kam dann über den Oberpräsidenten von Nasse der offizielle Bescheid: Seine Majestät Kaiser Wilhelm II. hat dem VVS am 18. Januar 1899 für die Erhaltung des Siebengebirges eine Geldlotterie mit einem Reinertrag von 1.500.000 Mark genehmigt und auch das Enteignungsrecht verliehen. Ein Jahr später war genug Geld zusammengekommen, um weite Gebiete im Siebengebirge zu kaufen und zahlreiche Steinbrüche stillzulegen.

Nach langen Verhandlungen, Aufkauf von Gelände und juristischen Auseinandersetzungen wurde im April 1908 der letzte Steinbruch am Petersberg geschlossen. Doch an anderen Bergen im Siebengebirge gingen die Steinbrüche weiter, so etwa am Weilberg und am Stenzelberg, von denen uns heute kaum etwas geblieben ist.

Ofenkaulen, Haupteingang zur stillgelegten Mine
Ofenkaulen

Tuffstein

In den Ofenkaulen hat man seit dem Ende des 18. Jahrhundert unter Tage Tuffstein abgebaut und damit Backöfen hergestellt. Um 1890 waren Backöfen aus Königswinter weithin bekannt.

6 Kommentare

  1. Mit dem Zusammenbruch des römischen Imperiums soll der Steinbruchbetrieb am Drachenfels völlig eingestellt und erst im 2. Jahrtausend wieder aufgenommen worden sein. Die Angaben zum Trachyt-Abbau schwanken: Nach Heinrich Leven, Beiträge zur Geschichte der Steinbruchtätigkeit und Steinbruchbetriebe im Siebengebirge, Bonn 1954, soll es erst im 12. Jh. wieder eindeutige Hinweise der Verwendung von Drachenfelstrachyt geben, z.B. 1184 für die Barbarossapfalz in Kaiserswerth. Josef Röder hat dagegen 1974 in Römische Steinbruchtätigkeit am Drachenfels geschrieben: „Die früheste mittelalterliche Verwendung [von Drachenfelstrachyt] begegnet in den Säulen der Krypta von St. Maria im Capitol (1060).“ Gibt es neuere Quellen dazu, die eine der beiden Versionen bestätigen?

    • Ja, dass Trachyt vom Drachenfels in der Krypta von St. Maria im Capitol verwendet wurde, habe ich auch gelesen. Leider kenne ich von keine neueren Quellen, ich bin auch auf der Suche und bleibe dran, vielleicht komme ich online da weiter. Alles Gute für Sie!

      • Vielleicht handelt sich gar nicht um einen Widerspruch (Leven vs. Röder): Der in der Krypta von St. Maria im Capitol verwendete Trachyt muss ja nicht um 1060 gebrochen worden sein, sondern könnte aus der Wiederverwendung von Material des römischen Tempels stammen, der vorher an der Kirchen-Baustelle gestanden hat. Der von mir oben zitierte Satz von Röder lässt m.E. diese Deutung zu, aber wer weiß es genau?

        • Lieber Herr Weller, beim Geologischen Dienst NRW habe ich vorhin gefunden, dass Drachenfels-Trachyt auch in der Kaiserpfalz Düsseldorf-Kaiserswerth verbaut wurde. „Geologie und Boden“, pdf zum Download. Eine neue Spur! Ja, besser in St. Maria im Kapitol wiederverwendet (ich mag diese Kirche sehr), als irgendwo vergessen und unter Schutt begraben.

          • Liebe Frau Willnecker,
            unter „Geologie und Boden“ habe ich auf der Seite des Geologischen Dienstes NRW leider gar nichts gefunden, das zu „Drachenfels-Trachyt“ passt. Aber wenn dort irgendwo etwas über die Verwendung des Trachyts vom Drachenfels beim Bau der Barbarossa-Pfalz Kaiserswert steht, dann geht das vermutlich wieder auf LEVEN 1954 zurück, denn der erwähnt dort die Kaiserswerther Inschrift ALCMARI DE MONTE RUI DE RUPE DRACONIS OSTIA PANDO BONIS NAUTIS SIMUL ATQUE COLONIS.

  2. Mein Urgroßvater,Johann Wittling, geb. am 29.09.1823 in Heisterbacherrott, von Beruf Steinhauer,heiratete meine Urgroßmutter am 04.11.1855 in Merkstein-Worm, heute Herzogenrath.Im Rahmen meiner Ahnenforschung interessierte mich die Frage: Warum und unter welchen Umständen mein Urgroßvater von Heisterbacherrrott nach Merkstein kam? Die Frage kann mir heute niemand mehr beantworten, denn aus der Generation meines Vaters, der darüber evtl. etwas hätte wissen können, lebt niemand mehr.Mein Urgroßvater arbeitete in den nehegelegenen Nievelsteiner Sandwerken und verunglückte dort am 22.05.1868 tödlich.
    Nun bin ich, mehr durch Zufall, auf diese Seite aufmerksam geworden und lese, dass die Steinbrucharbeiten am Stenzelberg im Jahre 1931 eingestellt wurden. Mithin kann ein Verlust der Arbeitsstelle nicht der Grund für den Wohnortwechsel meines Urgroßvaters gewesen sein.

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