Petersberg

Petersberg, Siebengebirge
Petersberg

„Der Petersberg bei Bonn“ hört man auch heute noch in den Nachrichten, dabei ist es der Petersberg im Siebengebirge, in Königswinter. Das Grand Hotel auf dem Petersberg ist nach wie vor Gästehaus der Bundesregierung und Tagungsstätte für internationale Konferenzen.

Aber auch Sie und ich können das Hotel und das Restaurant besuchen und die überhaupt die herrliche Aussicht genießen.

Seine Exzellenz der Petersberg ist aber nicht nur wegen seiner diplomatischen Aufgaben interessant. Seine Geschichte führt uns von der Jungsteinzeit bis in die Gegenwart. Schon um 3500 vor Christus waren der Petersberg und seine Umgebung besiedelt. Vielleicht gab es auch auf der Mondscheinwiese zwischen Petersberg und Nonnenstromberg eine prähistorische Siedlung,

Frühe Besiedlung und Ringwall

Um 100 vor Christus stand auf dem Petersberg eine Bergfestung, von der Reste des Ringwalls keltischen Typs geblieben sind. Wir wissen aber nicht sicher, wer hier gelebt hat. Das Siebengebirge lag im Grenzgebiet zwischen der keltischen Zivilisation im Süden und der germanischen Welt im Norden, doch weder Kelten noch Germanen kannten Schriftlichkeit.

Ruine der mittelalterlichen Kirche, Petersberg
Ruine der mittelalterlichen Kirche, Petersberg

Zisterzienser kommen ins Siebengebirge

Im Hochmittelalter stand auf dem Petersberg eine kleine Kirche, die Augustinermönche um die Mitte des Jahrhunderts errichtet hatten. Damals hieß der Berg Stromberg. Nun waren sie fortgezogen, und der Kölner Erzbischof Philipp von Heinsberg hatte sich vorsichtshalber alle Rechte an dem Berg gesichert.

Im März 1189 er Zisterzienser aus Himmerod ins Siebengebirge. Am 22. März kamen zwölf Mönche unter ihrem Abt Hermann über die Mosel und den Rhein hier an. Sie bezogen die verlassenen Gebäude, bauten die Kirche aus und widmeten sie dem Heiligen Petrus, seitdem hieß der Berg Petersberg. Der machtbewusste Erzbischof konnte zufrieden sein. Nun, da sich Zisterziensermönche auf dem Petersberg im Siebengebirge angesiedelt hatten, konnte kein anderer Fürst dort seine Burg bauen – vor allem nicht die unmittelbaren Nachbarn, die Grafen von Sayn und die Grafen von Berg.

Doch schon 1193 zogen die Zisterzienser hinab nach Heisterbach. Das Kirchlein auf dem Petersberg blieb und wurde später ausgebaut.

Wallfahrtsorte Petersberg und Heisterbach

Anfang des 14. Jahrhunderts wurden die Kapelle auf dem Petersberg im Siebengebirge und die Abteikirche in Heisterbach Wallfahrtsorte. Päpstliche Verkündigungen von 1312 und 1319 bestätigten dies. Hier gewährte man Ablässe, d.h. für Bittgänge an genau festgelegten Tagen, für Stiftungen u.ä. waren Sünden vergeben.

Die mittelalterliche Kapelle steht nicht mehr. 1765 ließ der Heisterbacher Abt Hermann Kneusgen eine neue errichten. Hier hat Formel 1-Weltmeister Michael Schumacher seine Corinna geheiratet, ihnen gelten viele Gedanken.

Rhein, Königswinter und Siebengebirge um 1900
Rhein, Königswinter und Siebengebirge um 1900

Kampf gegen die Steinbrüche

Die Geschichte des Siebengebirges ist auch eine Geschichte der Steinbrüche. Nur der Drachenfels war seit 1836 geschützt. Am Petersberg, Ölberg u.a. wurde Basalt abgebaut, ein Stein, der auch größtem Druck standhält. Im Zuge des Straßen- und Eisenbahnbaus wurde der Abbruch immer intensiver. Schließlich alarmierten die Schäden an der Natur viele Menschen. Damals gründete man zwei Vereine zum Schutz des Siebengebirges gegründet, die sich später zum Verein zur Verschönerung des Siebengebirges (VVS) zusammenschlossen.

Ein schlimmer Steinbruch an der Rheinseite

In den 1880er Jahren, am Drachenfels baute man gerade die Zahnradbahn, wurde an der Rheinseite des Petersbergs oberhalb von Königswinter ein riesiger Steinbruch aufgemacht. Bald empfanden viele Menschen ihn als „klaffende Wunde“ und litten mit dem Petersberg.

Der Bonner Justizrat Humbroich nahm den Kampf auf. Eine Immediatangabe 1884 an Kronprinz Friedrich Wilhelm wurde abschlägig beschieden. Schlimmer noch, kurz drauf erwarb die Provinzialverwaltung der Rheinprovinz den Steinbruch und beutete ihn selbst aus, noch intensiver als bisher. Bei aller Sympathie wollte sich der VVS, und Humbroich war selbst Vorstandsmitglied, nicht an vorderster Front gegen die Autoritäten der Rheinprovinz stellen.

So entschied man, einen eigenen „Verein zur Rettung des Siebengebirges“ mit Humbroich an der Spitze zu gründen. Der VVS erklärte sich solidarisch. Humbroich konnte viele Menschen für sein Anliegen gewinnen, doch bei dem Provinziallandtag in Düsseldorf stieß er weiter auf taube Ohren.

Das Blatt wendete sich zu seinen Gunsten, als die preußische Staatsbahn die Frachttarife für Steine herabsetzte und es günstigere Alternativen zu Steinen aus dem Siebengebirge gab. Der Druck der öffentlichen Meinung nahm zu, zumal der Petersberg mit dem Hotel und der Zahnradbahn viele Touristen anzog. Der Rettungsverein wandte sich nun an den Preußischen Landtag in Berlin, und der war aufgeschlossener als der Provinziallandtag. Doch nun gab die Provinzialverwaltung nach und verkaufte 1889 das Steinbruchgelände dem Besitzer des Hotels auf dem Petersberg mit der Auflage, dass der Steinbruch nicht mehr betrieben werden dürfe.

Nach der Schließung des Steinbruchs an der Rheinseite des Petersbergs ging Humbroichs „Verein zur Rettung des Siebengebirges“ wieder im VVS auf. Der wollte sich nun viel stärker als bisher für den Erhalt und den Schutz des Siebengebirges einsetzen.

Hotel .. und Steinbruch Nelles

Das Hotel auf dem Petersberg gehörte den Brüdern Paul und Joseph Nelles aus Köln, seit dem Frühjahr 1891 lief der Hotelbetrieb. Der Petersberg war eine äußerst attraktive Adresse. Doch zugleich wurden zwei Steinbrüche betrieben, einer davon sogar von der Familie Nelles selbst. Der Steinbruch der Konkurrenz war den Hoteliers ein besonderer Dorn im Auge. Dessen Arbeiter sprengten die Steine aus dem Berg, und das war für die Hotelgäste und Ausflügler nicht nur störend, sondern direkt gefährlich. Die Witwe Nelles beantragte beim Regierungspräsidenten ein Verbot der Sprengungen. Es kam zu einer langen Auseinandersetzung, und schließlich war der Betreiber zu einem Verkauf an den VVS bereit. Im März 1903 konnte der Steinbruch stillgelegt werden.

Mit dem eigenen Steinbruch hatten die Nelles kein Problem; der VVS vermutete sogar Spekulation. Über Jahre hinweg wurde ohne Erfolg verhandelt und gestritten. Doch dann bekam Paul Nelles große finanzielle Probleme; sein ganzer Besitz auf dem Petersberg wurde zwangsversteigert. Am 30. April 1908 ersteigerte der VVS den Steinbruch und legte ihn still. Endlich konnte die Wiederaufforstung beginnen.

Hotel Mühlens

1912 wurde auf dem Petersberg wieder gebaut. Bauherr war Ferdinand Mühlens von „4711“. Seiner Familie gehörte seit langem der Wintermühlenhof am Fuße des Petersbergs, und nach dem Stabswechsel an seinen Sohn hatte er hier seinen Lebensmittelpunkt. Er engagierte sich sehr, ließ Straßen und Wege bauen, kaufte die Drachenfelsbahn und die Petersbergbahn. Nun sollte das neue Hotel noch größer und luxuriöser werden als das alte Hotel Nelles.

Grand Hotel Petersberg, SIebengebirge
Grand Hotel Petersberg

Staatsgäste auf dem Petersberg

Nach dem Zweiten Weltkrieg rückte der Petersberg in Königswinter wieder in das Interesse der Weltpolitik: von 1949 bis 1952 residierten die Alliierten Hohen Kommissare Frankreichs, Großbritanniens und der USA im Kurhotel auf dem Petersberg. Hier handelte sie mit Deutschland das wichtige „Petersberger Abkommen“ aus, das den Weg für den wirtschaftlichen Wiederaufbau und die staatliche Unabhängigkeit ebnete. Während dieser Zeit benützen sie die Bahn, die zu diesem Zweck auch winterfest gemacht wurde.

Während der „Bonner Republik“ beherbergte das Hotel hochrangige Staatsgäste, unter ihnen 1955 der Schah von Persien, Reza Pahlevi, mit seiner damaligen Gemahlin Soraya und 1967 mit seiner dritten Frau Farah Diba und Königin Elizabeth II. von Großbritannien 1965. Bei seinem Staatsbesuch 1973 wohnte der Generalsekretär der KPdSU, Leonid Breschnjew, auf dem Petersberg über Königswinter. Er bekam einen funkelnagelneuen Mercedes geschenkt, den er gleich Probe fahren wollte .. doch leider fuhr der auf der Serpentinenstraße in den Graben.

Das alte Hotel steht nicht mehr, an seiner Stelle entstand, unter Verwendung einiger alter Steine, ein neues Gästehaus, das dem alten Hotel nachempfunden ist. Auch dieses Hotel hat schon prominente Gäste beherbergt, unter ihnen Hillary und Bill Clinton – nach ihm ist sogar ein Jogging-Pfad benannt. Frohes Joggen am Petersberg im Siebengebirge!

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