Die Jahre nach dem Westfälischen Frieden waren geprägt von einem relativen Frieden und dem Versuch, das durch den Krieg zerstörte Land wieder aufzubauen. Doch dann zwang Ludwig XIV. von Frankreich seinen Nachbarn immer wieder Kriege auf.
Heisterbach
Während des Krieges mussten die Mönche das Kloster Heisterbach verlassen und auf umliegende Höfe ausweichen. Nach dem Friedensschluss kehrten sie zurück, und das Klosterleben blühte langsam wieder auf. Um 1650 erhielten die Äbte die Pontifikalien, also das Recht, bischöfliche Weihen vorzunehmen und Mitra sowie bischöfliche Insignien zu tragen. Das verlieh ihnen fast den Status von Bischöfen, stieß jedoch auf Kritik von Zisterzienser-Brüdern, die sich auf die Lehren des heiligen Bernhard von Clairvaux beriefen.
Landesherrn in Bonn und Düsseldorf
Das Städtchen Königswinter mit den Burgen Drachenfels und Wolkenburg gehört zum Erzbistum Köln, der Erzbischof, zugleich Kölner Kurfürst, residierte in Bonn. Hier regierten die Wittelsbacher Maximilian Heinrich (1650-1688), Joseph Clemens (1688-1723) und später Clemens August (1723-1761).
Die meisten Dörfer auf der rechten Rheinseite gehörten zum Herzogtum Berg, das mit dem Herzogtum Jülich auf der linken Rheinseite verbunden war. Hauptstadt war seit langem Düsseldorf. Hier regierten Philipp Wilhelm (1652-79) und dann Johann Wilhelm (1679-1716); auch sie waren Katholiken.
Religionsfreiheit gab es nicht: Die Bevölkerung musste dem Glauben des Landesherrn folgen, und Täufer wie Mennoniten wurden verfolgt. Anderswo, wie in der Pfalz, wurden sie als tüchtige Arbeiter geschätzt und angesiedelt. Auch Familien aus dem Siebengebirge waren in die Pfalz gezogen.
Mächtige und weniger Mächtige
Die Politik und Kriege Ludwigs XIV. von Frankreich prägten die Zeit.Seine Herrschaft (1643–1715) gilt als Inbegriff des Absolutismus. Er hatte eine solche Machtfülle, dass man ihm den Satz zugeschrieben hat „Der Staat, das bin ich.“
Die meisten Kaiser des Heiligen Römischen Reichs Deutscher Nation konnten das nicht von sich sagen. Die Fürsten waren Landesherrn, die Karte des Reiches glich einem Mosaik, und vor allem die Kurfürsten hatten eine sehr starke Stellung. Zudem war das Reich in großer Gefahr. 1683 stand eine gewaltige türkische Armee vor der Kaiserstadt Wien. Mehrfach hatte Ludwig XIV. den Sultan in Istanbul wissen lassen, dass Kaiser Leopold I. in Wien von ihm keine Hilfe zu erwarten hatte. Die Stadt schien fast verloren, als endlich das ersehnte Entsatzheer am 12. September 1683 am Kahlenberg vor Wien die türkische Armee besiegte.
Was ihre politische oder gar militärische Macht angeht, standen der Kölner Kurfürst und der Herzog von Berg in die zweite Reihe. Wenn die Mächtigen Kriege führten, zogen immer wieder Truppen durch ihre Länder. Doch die Kölner Kurfürsten Maximilian Heinrich und Joseph Clemens von Bayern verfolgten durchaus eine eigenständige Politik, die sich zunehmend von den Interessen des Kaisers entfernte und eine enge Verbindung zu Ludwig XIV. von Frankreich aufbaute.
Kabinettskriege
Um Frankreichs Einfluss in Europa zu vergrößern und seine Hegemonie zu sichern, zwang Ludwig XIV. seinen Nachbarländern immer wieder Kriege auf. Die „Kabinettskriege“ waren gezielte, von Ludwig und seinen Ministern geplante Feldzüge. Der Devolutionskrieg (1667–1668), der Holländische Krieg (1672–1678) und die Reunionskriege (1683–1684) waren Teil seiner Strategie, Einfluss in Europa zu gewinnen.
Auch das Rheinland geriet in den Sog dieser Kriege. Im November 1673, während des Holländischen Kriegs belagerten die verbündeten kaiserlichen, niederländischen und spanischen Truppen Bonn, die Residenzstadt und Festung des mit Frankreich verbündeten Kurfürsten Maximilian Heinrich. Wenig später musste die Besatzung kapitulieren. Sie bekam freien Abzug, doch der Kurfürst musste Frieden schließen, und die Versorgungslinien der Franzosen waren gestört.
Pfälzischer Erbfolgekrieg (1688-97)
Nach dem Tod von Kurfürst Karl II. von der Pfalz im Jahr 1685 trat Philipp Wilhelm von Pfalz-Neuburg, gleichzeitig Herzog von Berg, die Nachfolge an. Ludwig XIV. erhob jedoch ebenfalls Anspruch auf die Pfalz, da seine Schwägerin Liselotte von der Pfalz aus diesem Haus stammte. Sie selbst lehnte Ludwigs Ansprüche allerdings ab. Als Philipp Wilhelm und sein Sohn Johann Wilhelm sich weigerten, Ludwigs Forderungen nachzugeben, besetzten französische Truppen die Kurfürstentümer Köln und Trier sowie die gesamte Kurpfalz. Dies führte dazu, dass sich fast ganz Europa gegen Ludwig XIV. verbündete.
Im Kurfürstentum Köln entwickelte sich eine weitere Front. Bei der Wahl des Erzbischofs setzte sich Ludwigs Favorit gegen den kaiserlichen Kandidaten Joseph Clemens durch. Er zog umgehend in die Bonner Residenz ein und ließ französische Truppen in die Region kommen, Bonn und Siegburg wurden besetzt. Frankreich nutzte Bonn als Teil einer Verteidigungslinie entlang des Rheins, um das Heilige Römische Reich und die Niederlande zu bedrohen und seine Position im Westen Deutschlands zu stärken.
1689 beschloss die Große Allianz, Bonn zurückzuerobern, um die französische Kontrolle über das Rheinland zu brechen. Eine alliierte Armee aus Truppen Brandenburgs, der Niederlande, Englands und weiterer deutscher Fürstentümer, unter dem Kommando von Kurfürst Friedrich III. von Brandenburg (später Friedrich I. von Preußen), belagerte die Stadt.
Im Siebengebirge im Jahr 1689
Am 23. Mai 1689 setzten etwa 600 Soldaten bei Oberkassel über den Rhein. Oberkassel und Dollendorf wurden rasch eingenommen und geplündert. Anschließend zogen die Truppen weiter nach Königswinter, wo die Stadt geplündert und in Brand gesetzt wurde, sodass fast der gesamte Ort zerstört wurde. Auch Rhöndorf erlitt dasselbe Schicksal. Schließlich trafen die brandenburgischen Soldaten unter Kurfürst Friedrich III. ein und beendeten das Zerstörungswerk.
Mehr über das schlimme Jahr 1689 und die historischen Hintergründe erfahren Sie auf der Website des Kreises der Heimatfreunde Niederdollendorf:
1689 – als die Pfarrkirche St. Michael eingeäschert wurde.
Die Belagerung von Bonn begann am 3. August 1689 und dauerte bis zum 12. Oktober desselben Jahres. Die Alliierten setzten schwere Artillerie ein, um die Verteidigungsanlagen der Stadt zu durchbrechen. Trotz heftiger Gegenwehr der französischen Garnison gelang es den Belagerern, die Stadt schwer zu beschädigen und die Verteidigung zu schwächen. Über Monate hinweg wurde Bonn belagert und beschossen, und große Teile der Stadt wurden zerstört. Am 12. Oktober 1689 kapitulierte die französische Garnison, und die Stadt fiel in die Hände der Alliierten.
Die Zerstörung, die Bonn während der Belagerung erlitt, war erheblich, und die Stadt benötigte viele Jahre, um sich davon zu erholen.
Verbrennt die Pfalz!
Auch in der Pfalz stand die Armee Ludwigs XIV. am Rande der Niederlage. Vor dem Rückzug gab der Kriegsminister einen schrecklichen Befehl: „Brulez le Palatinat! Verbrennt die Pfalz!“ Ganze Dörfer und Städte wurden ausgeplündert und niedergebrannt.
Als 1697 endlich in Rijswijk Frieden geschlossen wurde, war Ludwig gezwungen, einige Eroberungen zurückzugeben, aber Frankreich behielt Straßburg und das Elsass. Doch weite Regionen im Westen des Reiches lagen in Trümmern.
Auswanderung nach Nordamerika
In der Pfalz und den angrenzenden Gebieten, die besonders unter den Kriegen gelitten hatten, konnte das ruinierte Land nicht mehr alle versorgen. Bittere Not und religiöse Bedrängnis machten die Auswanderung ins ferne Nordamerika zu einer Alternative, auch wenn man kaum etwas darüber wusste. Auf der anderen Seite suchte England Siedler für seine Kolonien. Zahlreiche Werber kamen an den Mittel- und Oberrhein. Formal war die Auswanderung zwar verboten, doch so zersplittert wie die Länder waren, konnten die Fürsten ihre Tätigkeit kaum unterbinden.
Auch der englische Quäker William Penn hatte in Deutschland für seine Kolonie Pennsylvania geworben. 1683 segelten 13 mennonitische Familien, aus dem Krefelder Raum um Franz Daniel Pastorius, die „Original 13“, auf der „Concord“ nach Nordamerika. In Pennsylvania gründeten sie Germantown; heute ein Stadtteil von Philadelphia.
Spanischer Erbfolgekrieg (1701-1715)
Der Frieden hielt nicht lange an. Als die spanischen Habsburger ausstarb, erhob der Habsburger Kaiser Leopold I. (1658-1705) in Wien Anspruch auf die spanische Krone für seinen zweiten Sohn Karl. Gleichzeitig wollte auch Ludwig XIV. das spanische Weltreich für seine Familie sichern und setzte seinen Enkel auf den spanischen Thron. Dies führte sofort zu einem Konflikt mit England, den Vereinigten Niederlanden und fast allen deutschen Fürsten, und die Erbfolgekriege flammten wieder auf.
Bonn wird besetzt
Bayern jedoch stellte sich auf die Seite Ludwigs XIV., denn Kurfürst Max Emanuel hoffte, auf diesem Weg König der Spanischen Niederlande zu werden. Auch sein Wittelsbacher Verwandter, Erzbischof Joseph Clemens von Köln (1688–1723), schloss sich Ludwig an. 1702 besetzten kaisertreue Truppen unter Friedrich I. in Preußen Bonn, die Residenzstadt des abtrünnigen Erzbischofs. Joseph Clemens floh daraufhin ins französische Exil und wurde 1706 vom Kaiser geächtet.
Der Krieg zog sich über mehr als ein Jahrzehnt hin und verwüstete große Teile Europas. Die französischen Truppen trafen auf zwei herausragende militärische Strategen: Prinz Eugen von Savoyen und John Churchill, den Herzog von Marlborough. Ludwig XIV. stand kurz vor einer Niederlage, sein Volk litt unter Hunger und Not, und der französische Staat war fast bankrott.
Doch dann kam es zu einer glücklichen Wendung für Ludwig XIV. In Wien verstarb 1705 Kaiser Leopold I., sein ältester Sohn und Nachfolger Joseph I. überlebte ihn nicht lange. Nun erbte der jüngere Sohn Karl die Kaiserkrone, derselbe Karl, für den die Allianz die spanische Krone erkämpfte. Plötzlich stand die Allianz vor einem Dilemma: Man hatte gegen eine drohende französische Vorherrschaft gekämpft, wollte aber nun auch keine Hegemonie der Habsburger dulden. Die Allianz zerbrach, und man schloss Frieden mit Frankreich.
Frieden
Im Friedensschluss musste Frankreich einige Gebiete abtreten, doch Philipp V. wurde als König von Spanien anerkannt — mit der Auflage, dass die französische und spanische Krone niemals vereinigt werden dürften. Österreich erhielt die Spanischen Niederlande, und Karl bestieg als Karl VI. den Kaiserthron (1711–1740).
Rokoko-Fürsten in Bonn
Erzbischof Josef Clemens hatte alle seine Würden und Länder zurückerhalten. Nun begann er mit dem Wiederaufbau des Wasserschlosses in Brühl und dem Bau des Poppelsdorfer Schlosses in Bonn. Sein Nachfolger Clemens August I. von Bayern, ein Sohn Kurfürst Max Emanuels, brachte so viele Ämter und Territorien an sich, dass man ihn „Monsieur des Cinq Eglises“ (Herr von Fünfkirchen) nannte. Der Luxusmensch und Kunstmäzen baute in Bonn das Poppelsdorfer Schloss und die Residenz aus und ließ die Poppelsdorfer Allee anlegen. In Brühl entstanden die Schlösser Augustusburg und Falkenlust.
Zurück nach Heisterbach
Im Kloster Heisterbach begann eine neue, barocke Blütezeit. 1711 war das Brauhaus fertig, 1722/23 die Wirtschaftsgebäude des Küchenhofes. Einige der barocken Bauten in Heisterbach sind noch heute sichtbar, so zum Beispiel das ehemalige Brau-, Mühl- und Backhaus oder die Zehntscheune.
Als Abt Ferdinand Hartmann (1704-1728) wieder strengere Regeln durchsetzen wollte, stieß er bei den Mönchen auf Widerstand. Auch sie hatten vermutlich barockes Lebensgefühl sich für entdeckt.
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1609 bis 1794 – Vom jülisch-klevischen Erbfolgestreit bis zum Ende des Ancien Regime im Portal Rheinische Geschichte des LVR
Glaubensspaltung und Erbfolgekriege
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