Weihesteine für die Aufanischen Matronen

Karte des Römisches Reiches mit Einsatzgebieten der Bonner Legion I Minervia
Karte des Römisches Reiches mit Einsatzgebieten der Bonner Legion I Minervia

Steinerne Zeitzeugen – die Jahre von 160 bis 240

Die im Bonner Raum aufgestellten Steine wurden wahrscheinlich in der Zeit zwischen 164 bis 240 n. Chr. aufgestellt. Wir haben wir nur die Weihesteine, es gibt keine schriftlichen Berichte oder Interpretationen. Doch die Steine sprechen für sich. Entziffern wir die lateinischen Inschriften und nehmen den historischen Hintergrund dazu, dann haben wir steinerne Zeitzeugen.

Partherkrieg

Zu Beginn der Regierungszeit Kaiser Marc Aurels überfielen die Parther das römische Armenien, es kam zum Krieg. Die ganze Bonner Legion I Minervia erhielt den Marschbefehl in den Osten des Reiches. Sie kämpfte in Armenien und im Kaukasus.

Viele Menschen baten die Aufanischen Matres um Schutz für die Frauen und Kinder daheim und auch für die Soldaten in der Ferne. So setzte Domitia Regina, die Gattin des Legionslegaten L. Calpurnius Proclus, setzte einen Weihestein als Dank für die Rückkehr ihres Mannes aus dem Krieg.

Dank für die Verschonung von der Pest

Ein anderes römisches Heer eroberte die parthischen Städte Ktesiphon und Seleukia, zerstörten den Königspalast und machten nicht einmal vor Tempeln halt. Doch beim Brandschatzen und Plündern infizierten sich die Soldaten, und bald darauf brach eine verheerende Seuche aus. Entlang der Rückwege der Soldaten und der Handelsrouten verbreitete sie sich im Reich, weiter an den Rhein und bis nach Britannien. In vielen Regionen starben unzählige Menschen einfach weg.

Während im Reich die Pest wütete, überschritten die Markomannen und Quaden die Donau. Wieder zog Kaiser Marc Aurel in den Krieg.

Weihesteine des Vettius und des Certus

In jenen Jahren stifteten zahlreiche hohe Militärs der Bonner Legion und auch solche, die vorher in Bonn gedient hatten, Weihesteine. Ebenso der hohe Kölner Verwaltungsbeamte (quaestor) Quintus Vettius Severus. Sein Stein wurde in Bonn gefunden. Die Angabe der amtierenden Konsuln erlaubt die Datierung auf das Jahr 164.

Matronis Aufaniabus Q(uintus) Vettius Severus quaestor c(oloniae) C(laudiae) A(rae) A(grippinensium) votum solvit l(ibens) m(erito)
Macrino et Celso co(n)s(ulibus).

Den Aufanischen Matronen (hat) Quintus Vettius Severus, Kämmerer der Colonia Claudia Ara Agrippinensium (Köln), das Gelübde gerne und verdienstvoll eingelöst
in dem Jahr, als Macrinus und Celsus Konsuln waren.

Vielleicht hat auch Certus seinen Weihestein als Dank gesetzt. Auch sein Stein wurde in Bonn gefunden. Viel mehr wissen wir nicht.

Matronis / ——Aufaniabus / Q(uintus) Caldinius Certus / l(ibens) m(erito).
Den Aufanischen Matronen (hat) Quintus Caldinius Certus sein Gelübde gerne und verdienstvoll eingelöst.

Römisches Bürgerrecht

Die Dynstie der Severer (193-235) brachte noch einmal eine Stabilisierung an der Rheingrenze. Kaiser Septimius Severus (193-211) stammte aus Leptis Magna in Nordafrika und war in zweiter Ehe mit Julia Domna aus dem Hochadel Syriens verheiratet. Das heißt, er gehörte nicht zur senatorischen Elite Roms. Nach dem Tod von Marc Aurels verhasstem Sohn Commodus hatte er sich in einem blutigen Bürgerkrieg durchgesetzt, dabei hatte die Bonner Legion I Minervia für ihn gekämpft.

Sein Sohn und Nachfolger Caracalla gewährte Caracalla 212 allen Freien das römische Bürgerrecht (Constitutio Antoniniana). In Bonn verehrte man das severische Kaiserhaus.

Weihestein des Agripinus

In dem Kontext steht der Weihestein des Agripinus, er wurde in Nettersheim gefunden.

Deabus Aufani(s) pro salute Invicti / Antonini Aug(usti) / M(arcus) Aurelius Agripinus / b(ene)f(iciarius) co(n)s(ularis) //
v(otum) solvit) l(ibens) m(erito).

Den Aufanischen Göttinnen / für das Heil des unbesiegten Kaisers Antonius (hat) Marcus Aurelius Agripinus, Straßenpolizist im Stabe des Statthalters, sein Gelübde gerne und nach ihrem Verdienst eingelöst.

Ein Benefiziarier war ein Angehöriger des Militärs, der Polizeiaufgaben wahrnahm; in diesem Fall der Straßenposten Agripinius. Er widmet seinen Stein den Aufanischen Göttinnen und dem Heil des „unbesiegten Kaisers“ Antoninus.

Diesen Kaiser kennen wir besser unter seinem Beinamen Caracalla. Er nannte sich Marcus Aurelius Severus Antoninus, und stellte sich damit in die Nachfolge von Marcus Aurelius, der wiederum den Namen seines Adoptivvaters Antoninus Pius seinem eigenen hinzugefügt hatte. Das war politisch gedacht, denn Caracallas Vater Septimius Severus hatte sich ja in einem blutigen Bürgerkrieg durchgesetzt. Als Dank für die Verleihung des Bürgerrechts nahm Agripinus den Namen des Kaisers in den seinen auf. Damit können wir den Stein auf die Zeit nach 212 bis 217 (Tod Caracallas) oder 222 (so steht es auf der Tafel in der Rheinaue) datieren.

Schon Kaiser Caracalla musste es mit einem neuen Feind an der Rheingrenze aufnehmen, den Alamannen. Das Römische Reich geriet in die Defensive, und es hatte nicht genug Soldaten, mehrere Fronten zugleich zu verteidigen.

Neue Feinde

Ein noch gefährlicherer Feind waren die neuen Herrscher in Persien, die Sassaniden. Als Kaiser Alexander Severus für seinen Orient-Feldzug auch Truppen vom Rhein abzog, drangen die Alamannen über den Limes, brannten Kastelle nieder und fielen raubend und mordend in Germania Superior und Raetien ein.

Die späteren Steine sind nicht mehr so detailliert ausgearbeitet wie die frühen. Das zeigt auch der spätestes Weihestein aus Bonn, den T. Macrinius Titianus, Decurio der CCAA, 235 gesetzt hat.

Bildnachweis

Die folgenden Bilder stammen aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und stehen unter der Creative Commons Attribution-Share Alike 4.0 International Lizenz – Weitergabe unter gleichen Bedingungen.

  • Certus-Stein: Matronenaltar im Rheinischen Landesmuseum Bonn (AE 1930,21), Vorderansicht, der Autor ist Heiko Fischer
  • Vettius-Stein: Matronenaltar im Rheinischen Landesmuseum Bonn (AE 1930,19), Vorderansicht, der Autor ist Heiko Fischer
  • Agripinus-Stein: Matronae altar (1st quarter 3rd c. AD) excavated at the Görresburg in Nettersheim (Euskirchen), now in the Rheinisches Landesmuseum in Bonn, Germany, der Autor ist Kleon3.

Aufanische Matronen | Zum Weiterlesen
Martin Mundorf, Von Göttern und Tempeln, Teil 13, der Matronenkult im Rheinland, YouTube
Sophie Lange, Bonn – Matronen und Kunstwerke vom Feinsten
WDR, Rheinisches Landesmuseum Bonn, Matronen

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